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Donnerstag, 4. April 2024

Erster Tagebucheintrag in dem Roman "1984"


Nineteen Eighty-four

Der 4. April 1984 markiert den ersten Tagebucheintrag von Winston Smith in dem Roman "1984" von George Orwell. Winston Smith, die Hauptfigur des Romans, ist ein 39 Jahre alter, ausgemergelter, gebrechlicher, grüblerischer und resignierter Mann, der an den von der Partei ausgegebenen Parolen und ihrem Führer, dem Großen Bruder, zweifelt.

Um den tatsächlichen Verlauf der Dinge festhalten zu können (gegenüber der pausenlosen Geschichtsfälschung der Partei, die er aus seiner Arbeit im „Ministerium für Wahrheit“ kennt), beginnt er, Tagebuch zu schreiben. Er wünscht sich den Umsturz der Regierung und den Niedergang des Großen Bruders und sucht daher nach Gleichgesinnten, die er in Julia und O’Brien zu finden glaubt.

Big Brother

Winston ist in seinem Widerstand bemüht zu verstehen, wie die Partei eine solch totale Macht ausüben kann. Seine Überlegungen kreisen häufig um die Möglichkeit, Sprache zur Gedankenkontrolle zu benutzen („Neusprech“). Orwell setzte den Namen des Protagonisten aus dem Vornamen von Winston Churchill und dem einfachen Allerwelts-Nachnamen Smith zusammen.

"1984", erschienen im Juni 1949, ist ein dystopischer Roman von George Orwell, in dem ein totalitärer Überwachungsstaat in einer ferner Zukunft im Jahre 1984 dargestellt wird. In Ozeanien regiert die Einheitspartei diktatorisch unter Anwendung von Methoden des Überwachungsstaates.

Protagonist der Handlung ist Winston Smith, ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden, sozialistischen Staatspartei, der sich der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz seine Privatsphäre sichern will sowie etwas über die reale nicht redigierte Vergangenheit erfahren möchte und dadurch in Konflikt mit dem System gerät, das ihn einer Gehirnwäsche unterzieht.

1984
1984

Der Klassiker über einen allmächtigen Überwachungsstaat ist und bleibt beklemmend aktuell: Mit seiner düsteren Dystopie "1984" schuf George Orwell eines der einflußreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts. "1984" hat im Laufe der Geschichte zu ganz unterschiedlichen Zeiten aufgrund der Themen staatliche Wahrheit, Lüge, Sprache, Surveillance und Bewußtseinsveränderung immer wieder starke Beachtung gefunden.

Literatur:

1984
1984
von George Orwell


Weblinks:

George Orwell-Biografie - www.die-biografien.de

George Orwell-Zitate - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

»1984« von George Orwell

George Orwell

Samstag, 21. Oktober 2023

»Holzfällen« von Thomas Bernhard


Der Roman »Holzfällen« von Thomas Bernhard erschien im Jahr 1984 und ist eine Abrechnung mit der Kulturszene Österreichs. Alle bekannten Bernhard-Sujets werden in diesem Opus magnum ausgebreitet: Heimat, Erziehung, Katholizismus, Nationalsozialismus.

Der Roman ist in der Ich-Perspektive verfasst. Die Geschichte handelt von der Abendgesellschaft Wiens, welche von Bernhard in monologischer Art und Weise kommentiert wird.

Das Ehepaar Auersberger veranstaltet gemeinsam ein Abendessen für Künstler und lädt dazu ihre Bekannten, Freunde und unter anderem auch einen Burgschauspieler ein. Eigentlich unterhalten sich alle sehr gut und amüsieren sich, die einzige Ausnahme stellt der Erzähler dar. Während der Schauspieler nicht gerade pünktlich erscheint, betrinkt sich die Gesellschaft immer weiter.

Mittlerweile geht der Erzähler dazu über, sich zu fragen, warum er überhaupt die Einladungen zu diesem künstlerischen Abendessen angenommen hat, denn die Langeweile quält ihn und steigert sich zur exzessiven inneren Erregung, bis er schließlich aufbricht.


Der Protagonist lebt in Rom, muss aber ins elterliche Herrenhaus nach Oberösterreich zurückkehren, weil seine Eltern und sein Bruder bei einem Autounfall tödlich verunglückt sind und er jetzt Alleinerbe des großen elterlichen Vermögens ist. Im ersten Teil des Buches reflektiert Murau seine Beziehung zu Familie, Erziehung und Umgebung. Im zweiten Teil kommt er zurück ins Heimathaus, um das Begräbnis zu organisieren und trifft dabei alle Bekannten und Verwandten seiner Familie.

Bruchstücke einer Auslöschung: Der Protagonist beschreibt das Landvolk in Oberösterreich als "Hubertusmantelgesellschaft". Die Ehe ist ein "Gefängnis". Die Bauern, mit ihren "dümmlichen, eingedickten Gesichtern". Die Deutschen, die "sich ihren Goethe wie ein Marmeladenglas aufs Regal stellen und zu jeder passenden Gelegenheit hervorholen.

Bei der Veröffentlichung des Romans wurden plötzlich sehr viele kritische Stimmen laut und tatsächlich löste das Werk einen wahrhaften Skandal aus. Trotzdem stiegen die Zahlen des Verkaufs schnell nach oben und das nicht zuletzt deshalb, weil auch die eine oder andere Klage eingereicht wurde. Folglich wurden sämtliche gedruckte Exemplare nach dem Prozess beschlagnahmt.

Trotzdem war es überraschend, als kurz danach die Klage zurückgezogen wurde, weil der Kläger mit dem Angeklagten eine außergerichtliche Einigung traf. Nicht zuletzt wegen derartigen Aufruhrs zählt man das Werk »Holzfällen« von Thomas Bernhard auch heute noch zu den erfolgreichsten Romanen seiner Zeit. Ranicki hat das Werk Holzfällen in seinen Kanon der 20 besten Romane aufgenommen.




Weblinks:

Holzfällen. Eine Erregung.

Holzfällen von Thomas Bernhard - Der Kanon - www.derkanon.de

Thomas Bernhard


Literatur:

Holzfällen Holzfällen von Thomas Bernhard





Dienstag, 9. August 2022

Hermann Hesse 60. Todestag

Hermann Hesse


Hermann Hesse starb vor 60 Jahren am 9. August 1962 in seiner Wahlheimat in Montagnola im Schweizer Kanton Tessin. Hesse ist einer der bekanntesten deutschen Autoren und zählt zu den bedeutendsten Romanautoren des 20. Jahrhunderts.

Hermann Hesse war Zeit seines Lebens ein Suchender und ein grosser Sinnsucher. Nicht nur sein großes dichterisches Werk, das ihm 1946 den Nobelpreis einbrachte, auch sein Lebenslauf legt Zeugnis davon ab. Sein großes dichterisches Werk brachte ihm 1946 den Literatur-Nobelpreis ein.

Nicht immer hat er gefunden, was er suchte, aber er verwandelte seine Suche in Literatur. Er schrieb grosse Literatur in Zeiten des Umbruches, auch seines eigenen. Seine Literaur zeugt von den vielen Brüchen in seinem Leben.

Hermann Hesse

Sein Werk wird bestimmt von dem Gegensatz Natur, Geist und Leben und unterliegt in seinen späteren Werken starken Einflüssen durch die indische Philosophie. Seine stark autobiografisch geprägeten Romanwerke beschreiben den Menschen im existenziellen Konflikt mit seiner Umwelt und einer Kultur im Umbruch. Hesse war ein Mensch der existenziellen Krise, der seine Lebenskrisen literarisch verarbeitete.

Alle Werke Hesses schildern die Stationen, Episoden und Brüche seines wechselvollen Lebens. Besonders offensichtlich ist sie im »Steppenwolf«, der geradezu exemplarisch für den "Roman der Lebenskrise" stehen kann.

Weltoffenheit, Toleranz und Humanität prägten das Werk und den Charakter Hermann Hesses. Nicht zuletzt für sein großartiges Spätwerk wurde ihm 1946 der Nobelpreis für Literatur verliehen. Als Pazifist versuchte er die europäische Bildungselite von der unnötigen Barbarei der Kriege zu überzeugen.

Hermann Hesse

Seine Literatur und die Verarbeitung von Lebenskrisen darin verlieh den Menschen Halt und Orientierung in unsicheren Zeiten nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Immer wieder wandeten sich Leser mit Briefen an Hesse, die er schriftlich beantwortete bis es ihm zuviel wurde und er sich von der Welt zurückzog.

Über vierzig Jahre seines Lebens verbrachte Hesse in seiner Wahlheimat Schweiz. Bereits im Jahr 1919 lies er sich Montagnola nieder, einem Dorf in der Nähe von Lugano am Luganer See. Seine letzte Ruhestätte fand der Dichter auf dem Friedhof von San't Abbondio in Gentilino.

Hermann Hesse-Blog:

Hermann Hesse-Blog

Hermann Hesse 90. Geburtstag

Hermann Hesse 50. Todestag


Blog-Artikel:

Hermann Hesse 90. Geburtstag

Hermann Hesse vor 50 Jahren gestorben

Hermann Hesse in Montagnola

»Der Stepenwolf« von Hermann Hesse

Samstag, 18. September 2021

»Das Walnusshaus« von Miljenko Jergovic

Das Walnusshaus
Das Walnusshaus

Miljenko Jergović, geboren 1966 in Sarajevo, lebt heute in Zagreb. Er arbeitet als Schriftsteller und politischer Kolumnist und ist einer der großen europäischen Gegenwartsautoren. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden. Miljenko Jergović gehört zu den großen und bedeutendsten Erzählern Osteuropas. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Das Walnusshaus«, »Sarajewo Malboro« und »Mama Leone«.

Mit der verrückten Manda, die den Briefträger beißt, beginnt alles und damit, dass sie im Krankenhaus von einem Arzt mit einer Überdosis eingeschläfert wird. Siebenundneunzig ist die Alte und hat ein ganzes Jahrhundert in Dubrovnik erlebt. Stück für Stück rollt der Autor ihr Leben auf, geht zurück, und nach und nach erleben wir die Geschichte der Frau sowie ihrer Heimatstadt Dubrovnik.

Meisterhaft erzählt Miljenko Jergovic die Lebens- und Liebesgeschichten mehrerer Generationen. Die 600 Seiten prallvoll mit Geschichte und Geschichten. Zwischen Grauen und Komik entsteht die tragische Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert. Miljenko Jergovic erzählt die Geschichte einer Frau (und ihren weiteren Familenangehörigen) aus Dubrovnik, deren Leben praktisch das ganze 20. Jahrhundert erfasst. Und er erzählt diese Geschichte rückwärts!



Der Autor nimmt uns mit auf einer Reise durch die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts, erzählt aus den höchst individuellen Blickwinkeln seiner Figuren, einfacher Menschen, durchwegs Kindern ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft.



Weblink:

Das Walnusshaus
Das Walnusshaus
von Miljenko Jergović

Mittwoch, 25. August 2021

Walter Scott 250. Geburtstag

Walter Scott

Walter Scott wurde am 15. August 1771 in Edinburgh geboren. Walter Scott war ein schottischer Dichter und Schriftsteller. Er war einer der – nicht nur in Europa – meistgelesenen Autoren seiner Zeit. Viele seiner historischen Romane sind Klassiker geworden und haben als Vorlage für zahlreiche Schauspiele, Opern und Filme gedient.

Er studierte Jura und schlug dann eine Laufbahn als Beamter ein. 1799 wurde er Sheriff der Grafschaft Selkirk, später Richter in Edinburgh. Nach kleineren Dichtungen und Übersetzungen deutscher Balladen schrieb er Verserzählungen (»Das Fräulein vom See«, 1810).

Das erste Werk Scotts als Romanautor war der 1814 anonym veröffentlichte Roman »Waverley«, dessen Handlung im letzten Aufstand der Jakobiten angesiedelt ist, einem Aufstand, der 1745 von Schottland ausging und sich mit dem Ziel einer Restauration des Hauses Stuart gegen das in London herrschende Haus Hannover richtete. Der Roman machte auf Anhieb Furore; mit ihm hat Scott den neuzeitlichen historischen Roman zumindest für den englischen Sprachraum praktisch begründet.

Waren die Handlungen seiner ersten Romane allesamt im Schottland des 17. oder 18. Jahrhunderts angesiedelt, so weitete Scott beginnend mit »Ivanhoe«(1819) den Kreis seiner Schauplätze in räumlicher und zeitlicher Hinsicht aus: »Ivanhoe« spielt im England des 12. Jahrhunderts, Quentin Durward (1823) im Frankreich und Anne of Geierstein (1829) in der Schweiz des 15. Jahrhunderts.

Erfolgreich wurde er mit Prosa-Romanen wie »Ivanhoe«, die den Beginn des historischen Romans in Großbritannien markieren. Er entwickelte eine neue Technik, in der er fiktive Personen auf genau recherchiertem historischem Hintergrund präsentierte, und die später großen Einfluss auf Dumas, Hugo und Balzac hatte. Neben seinen mehr als 40 Romanen sind auch seine Geschichtswerke und Übersetzungen aus dem Deutschen von Bedeutung.

Scott nahm intensiv am öffentlichen Leben teil und engagierte sich maßgeblich bei bestimmten politischen und gesellschaftlichen Themen und Projekten. 1820 wurde er zum Präsidenten der »Royal Society« von Edinburgh gewählt.

Sir Walter Scott starb am 21. September 1832 in Abbotsford.

Mittwoch, 26. Mai 2021

Henrik Ibsen als Dramatiker seiner Zeit

Henrik Ibsen

Henrik Ibsen (1828-1906) war ein norwegischer Dramatiker und Lyriker, der gegen die Moral und „Lebenslüge" seiner Zeit zu Felde zog. Henrik Ibsen kämpfte gegen die verlogene Moral seiner Zeit mit meisterlichen Dramen von zeitloser Aktualität.

Mit seiner Dichtung hat Ibsen die engen Grenzen der Welt gesprengt. Er hat gegen die Zumutungen der herrschenden Klasse revoltiert und dort sein Dynamit gezündet, wo die Normen des bürgerlichen Zusammenlebens wie Granit erschienen: in der Kindererziehung, in der Ehe, in den Ketten der Abhängigkeit, die im Kapitalismus gegeben sind.

Seine bürgerlichen Dramen zeigten ethischen Ernst und großes psychologisches Einfühlungsvermögen.


Seine gesellschaftlich radikalen Theaterstücke machten Henrik Ibsen schon zu seinen Lebzeiten zu einem berühmten Autor. Er konfrontierte sein Publikum mit Figuren, die an ihren Lebenslügen zugrunde gehen - oder fast: wie Nora.

Im „Kampf der Geschlechter" vertrat er im Gegensatz zu August Strindberg den Standpunkt der Frau. Ibsens starke Frauenfiguren mit ihren unerfüllten Sehnsüchten sind bis heute präsent auf den Bühnen der Welt. Nora verlässt ihren Ehemann, als ihr bewusst wird, dass sie in einem goldenen Käfig lebt.

Und Hedda Gabler nimmt sich das Leben, angeekelt von ihrem fremdgesteuerten Leben mit unaufrichtigen Menschen.

Weblinks:

Henrik Ibsen und der Naturalismus - Literatenwelt - literatenwelt.blogspot.com

Henrik Ibsen und der Naturalismus (II) - Literatenwelt - literatenwelt.blogspot





Donnerstag, 8. April 2021

»Judas« von Amos Oz

Amos Oz

»Judas« heisst der neue Roman von Amos Oz. Der Roman dreht sich um die universellen Themen Liebe, Religion und Politik, wobei die Religion und die Person Judas viel Raum einnehmen. Im Mittelpunkt steht Judas, der Jesus überredete, nach Jerusalem zu gehen und ihn verriet. Judas zu sein ist ein Wagnis - nicht nur in Israel.

Das Leben des jungen Schmuel Asch ändert sich im Winter 1959 von Grund auf: Seine Freundin verlässt ihn, seine Eltern melden Konkurs an, und er muss sein Universitätsstudium abbrechen. Verzweifelt findet er Unterschlupf und Arbeit in einem alten Jerusalemer Haus als Gesellschafter für einen behinderten, rhetorisch gewandten Mann.

Die drei Protagonisten des Romans wohnen zurückgezogen in dem Steinhaus am Rand der Stadt, und zunächst scheint es, als führten sie ein ruhiges Leben. Im Innern des schüchternen und sensiblen Schmuel bricht ein Sturm los. Die Begierde nach Atalja und seine Neugier wandeln sich langsam in eine verzweifelte Verliebtheit.

Er beginnt wieder sich mit seiner Forschungsarbeit über „Jesus in der Perspektive der Juden“ zu beschäftigen und verliert sich in dem geheimnisvollen Sog, den Judas Ischariot, die Verkörperung des Verrats und der Niedertracht, auf ihn ausübt. Und allmählich entschlüsselt er die Geheimnisse, die in diesem dunklen und einsamen Haus geistern und in die seine Bewohner auf dunkle Art verstrickt sind.


"Die tiefere Bedeutung
von Kultur ist Neugier, die Fähigkeit sich in den anderen hineinzuversetzen."


Amoz Os


Schmuel ist und bleibt Atheist und die Frage wird aufgeworfen, ob man über Religion streiten kann. Oder über die Politik, die in Israel bis zum heutigen Tag ein schwieriges und konfliktgeladenes Thema ist. Wir erfahren einiges aus der Zeit der Staatsgründung Israels. Mit der Zeit falten sich die Lebensläufe der drei Personen auf und wie sie mit der Staatsgründung verbunden sind.

Die Personen drehen sich um sich selbst, als hätten sie, nachdem was ihnen in den Jahren und Jahrzehnten passiert ist, keine Geschichte mehr. Sie stehen still und verkriechen sich in einem Haus, in dem jeder für sich bleibt. Die Zukunft wird ausgeklammert.


Oz stellt dabei große Fragen: Wie wird diese Person in den verschiedenen Religionen dargestellt? Und was war mit Jesus? War er ein Christ oder ein Jude? Diese und viele weitere Punkte besprechen die Herren abends in der Bibliothek.

Für Oz kann jeder zu einem Judas, zu einem Verräter werden. Jeder wird irgendwann zu einem Judas. De Gaulle. Ben Gurion. Abraham Lincoln. Und viele andere. Ist ein Judas ein Verräter oder ein Befreier?

»Wer den Mut hat, sich zu verändern, wird immer von jenen als Verräter bezeichnet werden, die zu keiner Veränderung fähig sind und eine Heiden-Angst vor Veränderungen haben, die Veränderungen nicht verstehen und sie ablehnen…« Veränderungen dürfen nicht abgelehnt werden, sonst bleibt alles stehen und Verhärtungen entstehen. Verhärtungen und Fanatismus ziehen ihre Kreise. Bekenntnisse sind in dieser Zeit wichtig geworden. »Wir alle sind Judas Ischariot.«

In diesem Roman kehrt Amos Oz zum Milieu einiger seiner bekanntesten Bücher wie »Mein Michael« und »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis« zurück, in das geteilte Jerusalem der fünfziger Jahre. Die zarte, wilde Liebesgeschichte ist eingebettet in die Landschaft der winterlichen Stadt und in die Ereignisse am Ende der Regierung Ben Gurion.

Gemeinsam mit seinem Protagonisten prüft Oz mutig die Entscheidung, einen Judenstaat zu errichten, samt den Kriegen, die sie zur Folge hatte, und stellt die Frage, ob man einen anderen Weg hätte gehen können, den Weg derer, die als Verräter gelten.

Weblink:

Judas
Judas
von Amos Oz

Rezension Empfehlung:

Judas
Judas
- Rezension

Montag, 5. April 2021

Max Frisch 30. Todestag

Max Frisch


Max Frisch starb vor 30 Jahren am 4. April 1991. Max Frsich war ein berühmter schweizer Schriftsteller und Erzähler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Schriftsteller zählt zu den wichtigsten Nachkriegsautoren und in den 1950er Jahren zu den wichtigsten Autoren seiner Generation.

Frisch war ein großer Erzähler, der es verstanden hat, aus seinem Leben Literatur zu machen: es war ein Leben auf der Suche nach sich selbst und seine Bücher waren seine Begleiter. In seinem gelebten Leben sind ihm nur 80 Jahre vergönnt gewesen, um daraus erzählen zu können.

Max Frisch gilt als einer der bedeutendsten und meistgelesensten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Frisch war ein weltoffener und undogmatischer Schriftsteller. In seinem Schreiben war er selbstreflexiv. Was immer er schrieb, war zuerst und zuletzt auf ihn selber bezogen; er sträubte sich gegen die Rollen, die der Erfolg jedem Autor aufdrängt.


Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.

Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.




Den Durchbruch als Schriftsteller schaffte er 1954 mit dem Roman »Stiller«. Es war sein erster "Bestseller" - erstmals durchbrach die Auflage eines von ihm geschriebenen Buches Buches die Millionengrenze. Dem Erfolg des Romans »Stiller« folgte der tiefe Bruch in seinem Leben: er trennte sich von seiner Frau und seinen Kindern.

Mit seinem Roman »Stiller« gelang dem Schweizer Max Frisch 1954 der Durchbruch als Romanschriftsteller. Nach dem Erfolg des »Stiller« trennte er sich von seiner Frau und seinen Kindern.

Anfang 1955 entschied er sich, sein Architektenbüro in Zürich zugunsten einer Laufbahn als Schriftsteller zu schliessen. Von da an war Max Frisch nur noch als Schriftsteller tätig und der Erfolg blieb nicht aus.

Der breite internationale Erfolg in den fünfziger und sechziger Jahren, den ihm einerseits die farbigen, facettenreichen Romane "Stiller" (1954) und "Homo Faber" (1957), andererseits die theaterkräftigen Politparabeln "Biedermann und die Brandstifter" (1958) und "Andorra" (1961) brachten, hat Max Frisch zu einer öffentlichen Figur gemacht, neben Böll zum angesehensten deutschschreibenden Autor seiner Generation.

Das Werk von Max Frisch ist zeitkritisch und gestaltet ohne Illusionen die geistige Krise der Gegenwart, ihre Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit. Max Frisch hat seine Arbeit immer als "Erfahrung in eine Terra incognita hinein" verstanden, die man selber ist. Der Autor vermochte dabei, jede seiner Erfahrungen ins Literarische zu überführen.

Zentrale Kernthemen seines Werks sind der Konflikt zwischen persönlicher Identität und sozialer Rolle, die Kritik am modernen Menschen, die Bestimmung des Daseins durch Zufall oder Schicksal, den Gegensatz von Technik zu Natur und Mythos, die misslungene Beziehung zwischen den Geschlechtern und das verfehlte Leben.

Frisch ist dafür bekannt und berühmt, sich selbst in seinen Figuren widerzuspiegeln und diese autobiografisch zu prägen. Trotzdem sind seine Erzählungen alle fiktiv.

Homo Faber

»Homo faber« bezeichnet den »Mensch als Verfertiger«, der sich mit Hilfe von Werkzeugen die Welt zu Nutze macht. Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigte Frisch beispielhaft einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Tragischerweise wird das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen zerstört.


Max Frisch


Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seine Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.

Max Frisch liebte die Schweiz, wie nur ein Kritiker das Objekt seiner Kritik lieben kann: tief und innig.

Der Patriot Frisch erfuhr damals nicht nur Ablehnung durch das Pack von der Bundesanwaltschaft. Er wurde praktisch von der ganzen bürgerlichen Schweiz ausgegrenzt, nicht zuletzt vom Zentralorgan dieser bürgerlichen Schweiz, der «Neuen Zürcher Zeitung». Auch das schmerzte ihn.

Und auch da ist zu fragen: Weshalb eigentlich? Das kultivierte Bürgertum in aller Welt las ihn, schätzte ihn, verehrte ihn. Was bedeutete da die miefige Antipathie des provinziellen Schweizer Establishments, das Elite zu nennen sich ja ohnehin ver- bot – und bis heute verbietet?

Ausser dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.

Max Frisch ist noch immer das Aushängeschild der Literatur aus der Schweiz, auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod. Er beschäftigte sich mit bedeutenden Fragen der Zeit. Den leidenschaftlichen Zeitgenossen trieb bis zuletzt die Frage um: "Wie bleibt das Individuum lebendig – und wie ein Staat?"

Max Frischs Frage ist heute drängender denn je: "Wie bleibt das Individuum lebendig?" Denn im digitalen Zeitalter ist unser Erleben längst vorgefertigt und konditioniert. Wir werden von fremden, künstlichen Bildern und Daten zugeschüttet. Da wird es für den Einzelnen immer schwieriger, lebendig zu bleiben.

Weblinks:

Die Kunst, lebendig zu bleiben: Zum 25. Todestag von Max Frisch - www.srf.ch/kultur

Max Frisch Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Max Frisch-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Samstag, 24. Oktober 2020

»Faust - Der Tragödie erster Teil« von Johann Wolfgang von Goethe

Faust - Der Tragödie erster Teil


Goethe schrieb über 60 Jahre an seinem »Faust« und nannte "diese sehr ernsten Scherze" am Ende sein "Hauptgeschäft". Goethes »Faust« ist ein Klassiker.

1797 – also 22 Jahre nach dem Urfaust – nimmt Goethe die Arbeit am Faust wieder auf, ermuntert durch Friedrich Schiller. Er fügte dem »Fragment« die einleitenden Szenen »Zueignung«, »Vorspiel auf dem Theater« und »Prolog im Himmel« hinzu. Aus der Geschichte um ein unglücklich gemachtes Mädchen und einen verzweifelten Wissenschaftler war ein Menschheitsdrama zwischen Himmel und Hölle geworden.

Die endgültige Fassung der bereits im »Urfaust« und im »Fragment« enthaltenen Szenen sowie die Ausführung der Walpurgisnacht erfolgt bis 1806. Das Werk ging als »Faust. Eine Tragödie« für die Ostermesse 1808 in Druck.
Dr. Heinrich Faust, ein wissbegieriger Akademiker, resigniert über die Tatsache nicht alles wissen zu können. Da kommt ihm das Angebot vom hinterlistigen Mephisto ganz gelegen: Er verjüngt den alten Faust und zeigt ihm die "kleine und die große Welt", in Teil I die irdischen Freuden der Liebe. Dafür soll Faust ihm im Jenseits dienen. Schade nur, dass der Plan nicht aufgeht, weil Gretchen das Opfer der Begierde ist.

In dem Buch »Faust - Der Tragödie erster Teil« geht es um den Herrn Magister Doktor Faust, welcher als Lehrer, Schwarzmagier und in vielen beriechen der Wissenschaften arbeitet und denkt er wisse sogut wie als über die Welt und ihre Funktions weisen, was ihn so sehr verzweifelt, dass er einen Selbstmord zu begehen versucht aber scheitert.

Faust, auf dem tiefsten Punkt seiner theoretischen Verzweilfung, hat beschlossen, sich umzubringen. Die Chöre der Osternacht halten ihn von seiner Absicht zurück, als er das Giftfläschen schon an den Lippen hat. Er kehrt ins Leben zurück.

Um diesen Doktor dreht sich auch eine Wette zwischen dem Herren und Mephistopheles, dem Teufel, der sich um die Dienste des Faustes für den Herren dreht. Mephistopheles schleicht sich dann als Pudel in das Haus des Faustes ein, zeigt ihm seine (fast) wahre Gestalt und versucht ihn zu verderben. Er bringt ihm dazu das Gebräu einer Hexe zu und Alkohol zu trinken. Der Geist hilft seinem Helden aus der Klemme.

Goethe legte seinem Faust, der zweifellos Züge Fichtes aufweist, die folgenden Worte in den Mund:


Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!




Ausserdem bringt Mephistopheles den Suchenden mit Magarete zusammen. Der Faust ist darauf hin in Magarete so verliebt, das er ihren Bruder Valentin in einem Duell umbringt. Worauf hin Magarete verrückt wird und in den Kerker wandert und als Faust versucht sie zu befreien stirbt.


Mephistopheles ist ein wahrer Verwandlungskünstler, der sich laufend verwandelt und andere Gestalt annimmt fluorezierendes Wesen, das ganz in seinen Wandlungen lebt. Er entsteigt einem Hund. Sloterdijk, S. 331 f.

Die Tragödie mit immer währenden Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse hat bis heute nicht ihren Reiz verloren. Immer wieder ist der Mensch Versuchungen ausgesetzt und muss zwischen Kopf und Bauch abwägen.

Literatur:

Faust - Der Tragödie erster Teil
Faust - Der Tragödie erster Teil
von Johann Wolfgang von Goethe



Weblinks:

Faust – Der Tragödie erster Teil -
Drama von Johann Wolfgang von Goethe - www.inhaltsangabe.de

Wie "Faust" entstand - www.br.de/telekolleg

Blog-Artikel:

»Faust II oder Der Tragöde zweiter Teil«

Samstag, 19. September 2020

»Oblomov« von Iwan Gontscharow

Oblomow
Oblomov

»Oblomov« ist ein Roman von Iwan Gontscharow.

Der russische Gutsbesitzer Oblomow verlässt nur ungern seine Liegestatt. Dort empfängt er seine Besucher, dort verbringt er den Tag, dort schmiedet er große Pläne, die er aber nie umsetzt. Der Schlafrock ist sein liebstes Kleidungsstück. Im Nichtstun sieht er seinen Lebensinhalt. Seit 12 Jahren wohnt er bereits in St. Petersburg, seit dem hat er sein Gut nicht mehr besucht. Weil er sich nicht kümmert und weil er bis an die Grenzen des Erträglichen ausgenutzt wird, fallen die Erträge jährlich geringer aus.

Seine Freunde sind, bis auf eine Ausnahme, Schmarotzer, die ihm die Zeit und vor allem sein Geld stehlen. Auch sein Diener Sachar ist Nutznießer von Oblomows Desinteresse und Gleichgültigkeit. Einzig sein Freund aus der Jugendzeit, Andrej Karlowitsch Stolz, schafft es, ihn aus seiner Lethargie herauszureißen. Ist er da, was auch in Oblomows Augen viel zu selten geschieht, verlässt er seine Ruhestätte, er rafft sich auf, die vom Freund empfohlenen Bücher zu lesen und zeigt Interesse an seiner Umwelt. Stolz gelingt es auch, Oblomow mit Olga bekanntzumachen.

Für kurze Zeit kann Oblomow über seinen Schatten springen und die Liebe genießen. Jedoch lassen ihn Selbstzweifel und Unentschlossenheit diese Beziehung beenden und er fällt in stärker denn je in alte Verhaltensmuster zurück.


Ilja Oblomow ist wohl der faulste, trägste, unentschlossenste und apathischste Romanheld der Literatur, aber er ist ein auf seine Art ein liebenswerter Protagonist. Der Begriff der "Oblomowerei" für die Langeweile und den Müßiggang hat auch in den deutschen Wortschatz Einzug gehalten. Als Abkömmling des russischen Landadels steht Oblomow für das feudalistische Althergebrachte, sein Gegenspieler im Roman ist der deutschstämmige Kaufmann Stolz, der den Aufbruch in die neue Zeit verkörpert.

Da Gontscharow seinen Roman logisch und intelligent aufgebaut hat, ist das Ende zwar vorhersehbar, aber nicht in der Vielzahl seiner Details. Hat mir der Roman in seinen ersten drei Teilen schon gut gefallen, war der Schlussteil sozusagen die Krönung für mich.



Zu Beginn des Buches stellte ich mir immer wieder die Frage, wie man so wie unser Held werden kann. Die Beantwortung folgt in "Oblomows Traum", welcher als Erzählung bereits 1848 veröffentlicht wurde. Mit seinem Protagonisten provoziert Gontscharow gekonnt, seine feine Ironie macht das Buch zu etwas Besonderem. Hervorheben möchte ich die wunderbare Charakterisierung der in der Handlung vorkommenden Personen. Alle sind sie fein gezeichnete Individuen, die beim Lesen zum Leben erweckt werden.

Heute, 150 Jahre nach seinem Erscheinen, hat dieser Roman eine ungeheure Aktualität erlangt - allerdings genau als Negation dessen, was Gontscharow aussagen wollte. In der heutigen Zeit mit ihrer Hektik, dem Hetzen von einem Termin zum anderen, dem Zeigen des aktiven Lebens, ist ein wenig Oblomowerei sicher ein gesunder Gegenpol zum geschäftigen Alltagsleben.


Iwan Gontscharow ist der Schöpfer eines Werkes, das sprichwörtlich geworden ist.

Iwan Gontscharow wurde, während er als Beamter im russischen Staatsdienst arbeitete, zum Schriftsteller eines ergreifenden, einfühlsamen Werkes, das die leidenschaftliche, aber letzendlich unglückliche Liebe zwischen Ilja Iljitsch und der etwas jüngeren Olga Sergejewna zum Thema hat. Mit liebevollem Humor erzählt der Autor vom letzten Lebensjahrzehnt des Adligen Oblomow, der in St. Petersburg mit Dienerschaft wohnt, aus dem Beamtendienst ausgeschieden ist und der kaum aus seinem Bett herauskommt, es sei denn zu gutem Essen.

Wie unter einem Vergrößerungsglas präsentiert Gontscharow in Oblomows Traum die einfache dörfliche russische Welt von Oblomowka, dem weit von Petersburg entfernten Herkunftsort des Haupthelden, mit seinen Personen, Geschäften und Speisen, mit seinen Gewohnheiten, seinen Nachlässigkeiten und seinem Aberglauben. Ilja Iljitsch Oblomow, der Gnädige Herr, dessen behütete Kindheit als Gutsbesitzersproß keine Fähigkeit zum Kampf in seiner Seele erzeugt hat, keine Fähigkeit zur Ausdauer, hat dafür einen umso sanfteren, klareren und genügsameren Charakter - eine Schwäche, die von manchem Spitzbuben unter seinen angeblichen Freunden raffiniert ausgenutzt wird.

Auf der anderen Seite steht sein echter Freund aus Kindertagen, Andrej Stolz, väterlicherseits Deutscher, ein vielbeschäftigter Geschäftsmann, der aus ganz anderem Holz geschnitzt ist, und der ein ums andere Mal Ilja aus der Not helfen will, meistens aber an der Trägheit Oblomows scheitert. Olga Sergejewna verbindet die beiden Haupthelden. Stolz, ihr Freund und Ratgeber, macht sie mit dem träge dahinsiechenden Ruheständler bekannt, und der schüchterne Oblomow wird für sie zur ersten großen Herausforderung ihres Lebens. Sein einsames Herz fängt sofort Feuer bei Olga, und auch bei ihr selbst zeigen sich die Symptome des Herzwehs, nachdem sie beobachtete, wie sehr sich ihr Objekt der Neugier und der Beschäftigung zum Subjekt einer, wenn auch unbeständigen Leidenschaft entwickelte.

Doch Ilja Iljitsch hat zuviel Angst vor dem Gerede der Leute, ist zu träge seiner Verantwortung für sein Gut nachzukommen, wird finanziell betrogen; kurz, er hat Angst vor der Zukunft mit Olga, die diesen unsicheren Weg mit ihm schließlich unter Qualen nicht mehr mitgehen kann. Olga erkrankt und wird gerettet von Stolz. Oblomow erkrankt auch und wird gerettet von einer treusorgenden Haushälterin, die für ihn näht und kocht, ihm jeden Wunsch von den Augen abliest, und die langsam, obwohl es ihr selber unbewußt bleibt, liebende Gefühle für den Gnädigen Herrn entwickelt. So ersteht für Oblomow wieder sein geliebtes Oblomowka im Kleinen, in einem heruntergekommenen Haus auf der Wyborger Seite der Newa.

Weitere Personen dieses kleinen St. Petersburger Kaleidoskops sind der griesgrämige Diener Sachar, die schlaue Köchin Anisja, der betrügerische Iwan Matwejew sowie sein Komplize, der ungehobelte, aber gerissene Tarantjew, der nur am Geld Oblomows interessiert ist. Mit seiner psychologischen Tiefe und Seelendeutung, mit seiner sprachlichen Brillanz und Bilderschau, mit seiner gesellschaftlichen Stellungnahme sowie weisen Einsichten in Liebe, Ehe und Familie ist Gontscharows Roman "Oblomow" ein Meilenstein in der Russischen Literatur.

Literatur [ >> ]:

Oblomow
Oblomov
von Iwan Gontscharow

Oblomow
Oblomov
von Iwan Gontscharow

Samstag, 1. August 2020

Kurt Tucholsky in Schweden

Kurt Tucholsky in Schweden


Kurt Tucholsky kam im Jahr 1928 das erste Mal nach Schweden. Im Süden Schwedens in Kivik an der Ostküste, wollte er ein Theaterstück über Kolumbus schreiben und ein Sammelwerk seiner Weke zusammenstellen.

1929 wohnte er von Juli bis Oktober in Läggesta,, in der Nähe von Mariefred am Strand des Mälärsees wo auch Schloss Gripsholm gelegen ist Das Schloss, aus dem 16. Jahrhundert ist mehr Festung als Schloss, mit vier wehrhaften Türmen. Heute ist dort die größte Portrait Sammlung Schwedens untergebracht.

Doch die Landschaft herum, eine Autostunde von Stockholm gelegen ist sehr schön. Hier verlebte Tucholsky nach eigenen Angaben glückliche Tage.

Ab 1930 mietete er ein Haus in Hindås, einem kleinen Ort mit etwas mehr als 2000 Einwohner, in der Provinz Västergötland ,östlich von Göteborg, wo er bis zu seinem Tod 1935 wohnte. Er unternahm in dieser Zeit viele Reisen in Europa um sich u.a. operieren zu lassen, was aber nicht seine medizinischen Probleme löste.

1933 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen und sein Vermögen konfiskiert.

Als T. 1933 augebürgert wurde wurde seine Situation in Schweden prekär. Er versuchte mehrmals die schwedische Staatsbürgerschaft zu erwerben, aber er bekam weder die noch einen Arbeitserlaubnis, sondern nur einen Fremdenpass. Obwohl ihm die örtlichen Behörden ein gutes Zeugnis ausstellten, galt er In Gewissen Kreisen als unerwünschte Person. Man glaubte er sei Kommunist, er hatte einmal für die "Rote Fahne " geschrieben.

Nazisymphatien gab es vor allen Dingen in höheren Offizierskreisen sowie der Fremden-Polizei, die für die Einbürgerungen und Aufenthalt zuständig war. Dennoch wurde sein Fremdenpass mehrmals verlängert.

Der Roman " Schloss Gripsholm" war ein Bestellungs- Auftrag seines Verlegers, der etwas leichters haben woltte. Der Roman ist eine sehr einfache Liebesgeschichte die T´s glückliche Sommermonate widerspiegelt die er in Mariefred mit Lydia verbrachte. Im Buch nennt er sie "Prinzessin" und manchmal "Lottchen" die aber in Wirklichkeit die Jourmalistin Lisa Matthias.war.

Hier ein etwas frivoles Zitat:

"Ach du liebes Gottchen,
behüte unser Lottchen,
vor Hunger, Not und Sturm
und vor dem bösen Hosenwurm."


Tucholsky starb 1935 im Sahlgrenska Krankenhaus in Göteborg nach einem vermeintlichen Selbstmorversuch ,

Tucholsky starb desillusioniert. Seine Bücher wurden verbrannt und verbannt, sein Leserschaft dahin und seine Landsleute hatten sich für Htler entschieden. Er sass in Schweden fest, verliess er das Land, durfte er nicht mehr zurückkommen, Wo sollte er auch hin?

Die Asche von Kurt Tucholsky wurde im Sommer 1936 unter einer Eiche nahe Schlosss Gripsholm in Mariefred beigesetzt.



Literatur:

Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte
Schloß Gripsholm: Eine Sommergeschichte
von Kurt Tucholsky

Schloss Gripshojm Rezension
Schloss Gripsholm Rezension
von Joachim Weiser

Weblink:

Schloss Gripsholm - Wikipedia.org

Dienstag, 28. April 2020

Schriftsteller Per Olov Enquist gestorben

Per Olov Enquist

Per Olov "P. O." Enquist ist am 25. April 2020 im Alter von 85 Jahren in Vaxholm gestorben. Per Olov Enquist war ein schwedischer Schriftsteller und Journalist und zweifelsohne einer der großen schwedischen Autoren der Neuzeit. Im Laufe seines Lebens hat er eine Vielzahl von international erfolgreichen Werken geschaffen.

Enquist ist der Sohn einer strenggläubigen Volksschullehrerin, der in einem Dorf im nördlichen Schweden aufwuchs, die Grenzen der Provinz überwand und zu einem der bedeutendsten europäischen Schriftsteller wurde. Seine Karriere begann mit dem Studium in Uppsala, settze sich mit der Zeit als Journalist in West-Berlin und München fort und führte ihn mit seinem ersten Theaterstück bis zum Broadway.

»Wenn alles so gut ging, wie konnte es dann so schlimm kommen?« steht als Leitfrage über diesem Lebensweg, der tief in die Alkoholabhängigkeit führte, bis Enquist sich mit seinen großen Romanen aus der Krise schrieb und sich schreibend quasi neu erschaffen hat. Enquist schrieb Romane und Erzählungen, Theaterstücke, Essays und Kinderbücher. Sein Schreiben begann unter dem Einfluss des französischen Nouveau Roman. Enquist debütierte im Herbst 1961 mit dem Roman »Kristallögat«. Immer hat "P.O." in seinen Büchern auch sein eigenes Erleben verarbeitet.

Der schwedische Autor arbeitete als Theater- und Literaturkritiker und zählt zu den bedeutendsten Autoren Europas. Für seinen international erfolgreichen Roman »Der Besuch des Leibarztes« wurde er u.a. in Leipzig mit dem »Deutschen Bücherpreis 2002« ausgezeichnet.

In seinen kritisch-realistischen Romanen setzt sich Enquist mit sozialpolitischen Themen auseinander. Seine Erzählungen meist von düsterer Stimmung geprägt. In "Auszug der Musikanten" (1978) behandelt Enquist die Geschichte der Arbeiterbewegung und die Probleme des Wohlfahrtsstaates in Schweden. Weitere Werke sind "Der Sekundant" (1971), "Gestürzter Engel" (1985) "Kapitän Nemos Bibliothek" (1991) und "Der Besuch des Leibarztes" (2000).

Per Olov Enquist wurde am 23. September 1934 in Hjoggböle, Gemeinde Skellefteå, geboren und gehört einer Generation genialer schwedischer Schriftsteller an, zu der auch Torgny Lindgren, Sara Lidman und Kerstin Ekman gehören, welche alle in den 1930er Jahren in Nordschweden zur Welt gekommen sind und bis auf Ekman  alle aus der nordschwedischen Provinz Västerbotten stammen.


Weblinks:

Västerbotten - Wikipedia


Literatur:

Ein anderes Leben von Per Olov Enquist

Samstag, 28. März 2020

»Die Stadt der Blinden« von José Saramago

José Saramago

José Saramagos gesellschaftskritischer Roman »Die Stadt der Blinden« gilt als sein literarisch überzeugendstes Werk, denn der Roman ist eine gelungene Parabel über die Blindheit der Menschen. »Die Stadt der Blinden« ist José Saramagos Antwort auf den düsteren Roman »Die Pest« von Albert Camus. Beide Werke schildern eine gesellschaftliche Dystopie.

Der Roman beginnt damit, daß ein Mann mit seinem Auto an einer Ampel steht. Von einer Sekunde auf die nächste, ohne erklärbaren Grund, erblindet er. Wie ihm ergeht es immer mehr Menschen in seiner Heimatstadt. Wie eine Seuche greift die Blindheit um sich. Die Regierenden wissen sich nicht anders zu helfen, als die Betroffenen in einer verlassenen Irrenanstalt einzuquartieren - unter der Bewachung von Soldaten, die auf jeden schießen, der fliehen will.

Die Situation spitzt sich allmählich zu. Je mehr Blinde dort zusammengepfercht werden, desto schlimmer, desto unmenschlicher wird die Situation. Die Betroffeenen sehen sich stufenweisen Massnahmen gegenübergestellt - angefangen von der behördlichen Erfassung bis hin zur Internierung. Inmitten dieses grausamen Chaos befindet sich ein Augenarzt mit seiner Frau - die als Einzige noch sehen kann.

José Saramago, portugiesischer Literaturnobelpreisträger, beschreibt die Entwicklungen im Verhalten der Menschen nach dem die rätselhafte Krankheit ausgebrochen ist. Mitten in der Stadt erblindet plötzlich ein Autofahrer an einer Ampel. Kurz darauf Passanten, seine Frau, der Arzt - und plötzlich steht nach mehreren Übertragungsfällen fest: eine Epidemie greift um sich. Die Blindheit äußerst sich durch das Entstehen eines weißen Nebels vor den Augen und greift schnell um sich.

Zunächst wird der Chefarzt für Augenheilkunde über die seltsamen Vorfälle informiert, dann das Ministerium für Gesundheit. Der Staat reagiert zunächst brutal, er kaserniert die Kranken, es kommt sogar zu Erschießungen. Schließlich bricht der Staat selbst zusammen, das Ende versinkt in völliger Anarchie.

Da diese Krankheit höchst ansteckend ist, sperrt die Regierung die bereits Erblindeten und alle, die mit ihnen in Kontakt gekommen sind in eine stillgelegte Irrenanstalt. Nach und nach kommen immer mehr Blinde hinzu und während sich die "Weiße Seuche" draußen weiter verbreitet, beginnt in der Anstalt ein Kampf um Leben und Tod. Doch es besteht auch Hoffnung, denn es gibt eine Sehende unter ihnen, die die Krankheit nur vorgetäuscht hat, um bei ihrem Mann zu bleiben.




Die Stadt ist mit Blindheit geschlagen und gleitet ab in eine Welle voller Gewalt. Ein übernervöses Militär arbeitet nur nach Befehl, lässt auch sinnvolle Ausnahmen nicht zu. Unter den Blinden machen sich Hass und Übervorteilung breit - es gilt das Recht des Stärkeren, was unter Anderem in der Erpressung 'Nahrung gegen Vergewaltigung' gipfelt. Einer der Schlüsselsätze ist die Aussage: "Wir waren schon blind in dem Augenblick, in dem wir erblindet sind". Und auch: "Kämpfen war immer mehr oder weniger eine Form der Blindheit".

All diesem Horror hat Saramago Passagen von unübertroffener Schönheit entgegengesetzt.
Einen Kontrast dazu stellt eine Frau dar, die ihre Sehkraft bewahrt hat, darüber vor Angst jedoch schweigt. Sie ist eine Schlüsselfigur in dem Roman. Als Einzige wahrt sie die Würde und schafft es, für eine kleine Gruppe Blinder die Menschlichkeit zu bewahren.

Saramago beschreibt in seiner Parabel über die menschliche Blindheit eine Welt, in der die Menschen blind geworden sind. Er macht in seinem Roman die Blindheit zu einer ansteckenden Krankheit, gebraucht aber den Begriff Blindheit im übergeordneten Sinn .Der Leser muss jedoch erstaunt feststellen, dass viele aber schon blind waren , obwohl sie alles sahen.

»Die Stadt der Blinden« von José Saramago ist im September 2015 auch als Taschenbuch im btb-Verlag in einer Neuauflage erschienen.

Literatur:

Die Stadt der Blinden
Die Stadt der Blinden
von José Saramago

Samstag, 1. Februar 2020

»Die Inseln« von Amitav Ghosh

Die Inseln: Roman

»Die Inseln« ist ein im Oktober 2019 Roman des indischen Schriftstellers Amitav Ghosh. Amitav Ghosh wurde 1956 in Kalkutta geboren und studierte Geschichte und Sozialanthropologie in Neu-Delhi. Nach seiner Promotion in Oxford unterrichtete er an verschiedenen Universitäten. Mit Der Glaspalast (Blessing, 2000) gelang dem schon vielfach ausgezeichneten Autor weltweit der große Durchbruch. 2006 legte er den Essayband Zeiten des Glücks im Unglück (Blessing) vor. Zuletzt erschien seine Romantrilogie Das mohnrote Meer (2008), Der rauchblaue Fluss (2012) und Die Flut des Feuers (2016) bei Blessing sowie das Sachbuch Die große Verblendung (2017). Ghosh lebt in Indien und den USA.

Amitav Ghosh

Als Deen Datta, Antiquar in Brooklyn, bei einem Besuch in seiner alten Heimat Kalkutta auf eine bengalische Sage um eine Schlangengöttin stößt, lernt er die beiden jungen Männer Tipu und Rafi kennen. Tipu wird bei dem Besuch eines Schreins für die Schlangengöttin von einer Kobra gebissen. Er hat daraufhin seltsame Visionen, Deen wiederum meint, seinen Willen zu verlieren. Ein paar Monate später trifft er Rafi in Venedig wieder: Deen ist als Übersetzer hier, Rafi einer von Hunderten Klimaflüchtlingen. Er wollte gemeinsam mit Tipu noch Europa, doch hat ihn unterwegs verloren.

Deen und Rafi machen sich mit Hilfe einer Gruppe Aktivisten daran, ihn zu finden – und kommen dabei auch der geheimnisvollen bengalischen Legende auf die Spur.

Vordergründig erzählt Amitav Gosh in “Die Inseln” eine spannende Story über die Jagd eines älteren Antiquars nach uralten Mythen und mystischen Symbolen. Gekonnt entwickelt er dabei einen magischen Realismus, in dem giftige Schlangen und bissige Spinnen ihre Symbolkraft entfalten. Doch was wie eine unterhaltsame Indiana Jones-Geschichte beginnt, wandelt sich schnell zu etwas ganz anderem: einem ambitionierten Roman über Klimawandel und Flüchtlingshilfe. Klimatisch nicht gerade vorbildlich lässt Gosh seinen Ich-Erzähler um den halben Erdball jetten, nur um ihn immer wieder mit den Folgen der weltweiten Veränderungen zu konfrontieren.

Zwischendurch verweist er auch auf historische Klima-Ereignisse wie die “kleine Eiszeit” im 17. Jahrhundert, die in ganz Europa Hungersnöte, Kriege und schwere politische Verwerfungen nach sich zog. Und wohl kaum zufällig lässt er seinen Roman in Venedig enden, wo die Realität gerade alle Vorhersagen zum Untergang der Stadt überholt. So zeigt Amitav Gosh in “Die Inseln”, dass Mythos und Realität stets miteinander verbunden sind, dass wir trotz veränderter Umstände etwas aus der Geschichte lernen können und dass die Warnsignale des Klimawandels wohl kaum mehr zu überhören sind – und ihre Folgen demnächst unmittelbar vor unserer Haustür stehen könnten.

Literatur:

Die Inseln
Die Inseln
von Amitav Ghosh

Samstag, 12. Oktober 2019

»Das Tal im Nebel: Ein Fall für Commissario Grauner« von Lenz Koppelstätter


Das Tal im Nebel: Ein Fall für Commissario Grauner

Lenz Koppelstetter hat Südtirol für einen Kommissar entdeckt, der in der Region ermittelt. »Das Tal im Nebel« von Lenz Koppelstätter ist der vierte Fall für Commissario Grauner. Lenz Koppelstätter, Jahrgang 1982, ist in Südtirol geboren und aufgewachsen. Er arbeitet als Medienentwickler und als Reporter für Magazine wie »Geo Special«, »Geo Saison« oder »Salon«. Die ersten vier Bände der Krimireihe um Commissario Grauner, »Die Tote am Gletscher«, »Die Stille der Lärchen«, »Nachts am Brenner« und »Das Tal im Nebel«, waren ein großer Erfolg bei Lesern und Presse.

Im Spätherbst, als der Nebel zwischen den zahllosen Apfelbäumen hängt, werden im Unterland die Leichen zweier Frauen gefunden. Da unten, in der breiten Talsenke zwischen den Weinhängen, hat kein Bürgermeister und kein Pfarrer das Sagen. Da unten regieren die Bauern.

Schnell präsentieren diese Commissario Grauner und seinem neapolitanischen Kollegen Saltapepe den Mörder: Der Zwölfer-Heinrich soll es gewesen sein. Doch ein rätselhafter Fetzen Papier lässt die Ermittler zweifeln. Während Grauner sich unter den Obst- und Weinbauern umhört und unversehens auf einem Symposium für Gewürztraminer landet, vernimmt Saltapepe nachts die Prostituierten an der Staatsstraße.

Er bemerkt die Schatten nicht, die sich zwischen den Apfelbäumen an ihn heranschleichen …In seinem vierten Fall bekommt es der beliebte Commissario und Viechbauer Johann Grauner mit finsteren Mächten zu tun, die weit über die Grenzen Südtirols hinaus für Unheil sorgen.


Wieder hat Autor Lenz Koppelstätter eine wunderbare Sprache, die so herrlich beschreibend ist und die Leser nach Südtirol entführt. Wieder in eine andere Gegend und daher unter ganz andere Vorzeichen. So wird es auch landschaftlich nie langweilig oder zäh. Man lernt Südtirol auf eine ganz eigene Art und Weise kennen, die zu gefallen weiß und immer wieder neugierig auf die verschiedenen Landschaften und Orte macht.

Dieser Krimi ist atmosphärisch, spannend, unterhaltsam. Erneut ist auch der Kriminalfall spannend und bis zur letzten Seite interessant. Gut gefallen hat mir auch, dass dieses Mal Ispektore Claudio Saltapepe etwas mehr im Mittelpunkt steht. Zum Glück kommt aber auch Grauner mit seinem Privatleben nicht zu kurz. Es ist interessant, wenn man auch vom Privatleben der Ermittler etwas mitbekommt und diese Balance zwischen Mord- bzw. Kriminalfall und Lebensgeschichte bekommt Koppelstätter immer sehr gut hin.

Kommissar Grauner und sein Kollege Saltapepe sind ein tolles Team mit Ecken und Kanten.
Schön schräge Geschichte mit einem Ermittler mit Bauchgefühl.

Literatur:

Das Tal im Nebel: Ein Fall für Commissario Grauner
Das Tal im Nebel: Ein Fall für Commissario Grauner
von Lenz Koppelstätter

Samstag, 24. August 2019

Jorge Luis Borges 120. Geburtstag


Jorge Luis Borges wurde vor 120 Jahren am 24. August 1899 in Buenos Aires geboren. Jorge Luis Borges war ein argentinischer Schriftsteller und Bibliothekar. Borges verfasste eine Vielzahl phantastischer Erzählungen und Gedichte und gilt als Mitbegründer des »Magischen Realismus«.

Er studierte dann in Spanien, wo er mit einigen zeitgenössischen Dichtern in Kontakt kam. Mit etwa fünfzig Jahren war er vollständig erblindet, was ihn jedoch nicht daran hinderte, mit Hilfe von Freunden noch mehrere Jahrzehnte hindurch schriftstellerisch tätig zu sein. Ab 1955 war Borges Direktor der argentinischen Nationalbibliothek.

Literarisch beeinflusst wurde Borges vor allem von Macedonio Fernández, Rafael Cansinos Assens, englischsprachiger Literatur von Walt Whitman, Gilbert Keith Chesterton, George Bernard Shaw, Thomas De Quincey, Franz Kafka und dem Taoismus. Seine philosophischen Anschauungen, die dem erkenntnistheoretischen Idealismus verpflichtet sind und sich in seinen Erzählungen und Essays wiederfinden, bezog Borges vornehmlich von George Berkeley, David Hume und Arthur Schopenhauer.

Mit dem argentinischen Schriftsteller Adolfo Bioy Casares verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Borges war Mitbegründer der „lateinamerikanischen Phantastik“ und einer der zentralen Autoren der von Victoria Ocampo und ihrer Schwester Silvina 1931 gegründeten Zeitschrift »Sur«, die sich dem kulturellen Austausch zwischen Lateinamerika und Europa widmete.

Jorge Luis Borges ist einem größeren Publikum durch seine phantastischen Erzählungen bekannt geworden. Er verfasste außerdem zahlreiche Gedichte, Essays, gab Bücherkataloge und Zitatsammlungen heraus, arbeitete für Zeitschriften und war als Übersetzer tätig. Darüber hinaus hat er unter den Pseudonymen B. Suarez Lynch und H. Bustos Domecq Werke veröffentlicht, die in Zusammenarbeit mit Adolfo Bioy Casares entstanden.

Borges wählte für seine Werke immer eine kurze Form: wenige seiner Texte sind länger als zehn oder fünfzehn Seiten. Seine Prosa ist immer dicht, gewählt, treffend, stilistisch vornehm und ohne jedes überflüssige Wort. Er vertrat die Theorie, dass auch Unterhaltungsliteratur literarisch wertvoll sein kann. Er schätzte die Kriminalromane von Arthur C. Doyle ebenso wie William Shakespeares Dramen.

Borges, der Vielleser par excellence, hat in seinen Essays seinen ganzen Wissensfundus in anregende und beinah augenzwinkernd schöne Literatur verpackt und schafft es immer wieder, einen über das Unmögliche und Mögliche von Literatur, Mensch und Universum in Staunen zu versetzten.

Seine Erzählungen sind noch mal eine andere Art von Prosa. Zwar ist auch in ihnen die knappe, wohldurchdachte Erzählkunst, gepaart mit einer Art bedächtigem Esprit, zu finden, doch sind Borges Erzählungen ungleich verschlüsselter, und gerade wenn man sie seinen vollendeten Essays gegenüberstellt, wirken sie fast schon etwas fragmentarisch, vor allem in der Wirkung.

Eine besondere Vorliebe hatte er für metaphysische Literatur, die er als „einen Zweig der phantastischen Literatur“ ansah. Borges war mit den Werken deutscher Philosophen wie Arthur Schopenhauer oder Oswald Spengler vertraut, die er im deutschen Original las. Die Vertrautheit mit der literarischen Tradition vieler Kulturen spiegelt sich in der Vielfalt seines eigenen literarischen Werks wider.

Zu den bekanntestsen Werken von Jorge Luis Borges gehören die Erzählungen »Die Bibliothek von Babel« (1941), »Untersuchung des Werks von Herbert Quain« (1941), »Tlön, Uqbar, Orbis Tertius« (1944), »Die Kreisförmigen Ruinen« (1944), »Der Garten der Pfade, die sich verzweigen« (1944), »Das Aleph« (1949) und »Der Süden« (1953).

Jorge Luis Borges starb am 14. Juni 1986 in Genf.

Donnerstag, 6. Juni 2019

Alexander Puschkin 220. Geburtstag

Alexander Puschkin

Alexander Puschkins Geburtstag jährt sich am 6. Juni zum 220. Male. Alexander Puschkin wurde am 6. Juni 1799 in Moskau als Sohn eines adligen Gardeoffiziers geboren.

Puschkin gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur und gilt für die meisten seiner Landsleute als der russische Nationaldichter. Der russische Nationaldichter gilt als Begründer der modernen russischen Kunstprosa. Er ist ein Wegbereiter des Realismus und war der westeuropäischen Literatur zugetan.

Puschkins unvollendetes Leben endete auf tragische Weise. Puschkin wurde im Duell mit Georges-Charles de Heeckeren d'Anthès tödlich verwundet, einem französischen Offizier, der dem Chevalier Guard Regiment diente, der versuchte, die Frau des Dichters Natalia Pushkina zu verführen.


Als Lyriker und Schriftsteller war er zeitlebens provokant, seine Werke unterlagen der Zensur. Er ist einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller, zu seinen bekanntesten Werken zählen u. a. Eugen Onegin, Boris Godunow und Die Hauptmannstochter.

Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg; er schuf einen erzählerischen Stil, der Drama, Romantik und Satire mischte – ein Stil, der seitdem untrennbar mit der russischen Literatur verbunden ist und zahlreiche russische Dichter massiv beeinflusste. Seine romantischen Zeitgenossen waren Byron und Goethe. Er wurde beeinflusst von Voltaire und den Shakespeareschen Tragödien.


Während er sich unter der strengen Überwachung der politischen Polizei des Zaren befand, und er nicht in der Lage war, Bücher zuveröffentlichen, schrieb Puschkin sein bekanntestes Stück, das Drama »Boris Godunov«. Seinen Versroman, »Eugen Onegin«, schrieb er zwischen 1825 und 1832.

Puschkin starb am 10. Februar 1837 in Sankt Petersburg an den Folgen einer Schussverletzung nach einem Duell.

Literatur:

Jewgeni Onegin: Roman in Versen
Jewgeni Onegin: Roman in Versen
von Alexander Puschkin

Erzählungen
Erzählungen
von Alexander Puschkin

Dienstag, 4. Juni 2019

»Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand« von Liao Yiwu



»Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand« ist eine Sammlung bislang unveröffentlichte Texte von Liao Yiwu aus Anlaß des 30. Jahrestages des Massakers am Tianammen-Platz - Chinas offene Wunde. Vor 30 Jahren beendeten die Machthaber in China die seit Monaten andauernden und absolut friedlich verlaufenden Stundenproteste.

Die Studenten wollten für sich und ihre Mitbürger nur ein kleines Stück Rechtsstaat einfordern. Ein kleines Stück von dem, was für uns in den westlichen Demokratien selbstverständlich ist.

Am frühen Morgen des 4. Juni 1989 mobilisierte die chinesische Regierung die Volksbefreiungsarmee, um die friedlichen Demonstrationen Zehntausender Studenten niederzuschlagen, die mehr Freiheit und Demokratie forderten. Die Staatsmacht zeigte Härte und ließ Panzer auf dem Platz des Himmlischen Friedens auffahren.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 eröffnete die chinesische Volksbefreiungsarmee am Platz des Himmlischen Friedens das Feuer auf wehrlose Demonstranten.


Am Platz des Himmlischen Friedens richteten sie ein Massaker an, das die Welt schockierte. Wie viele Menschen die Panzer niederrollten, wie viele Studenten von Soldaten erschossen oder zu Tode geprügelt wurden, gab die chinesische Regierung nie bekannt.

Bis heute wirken die Folgen des Massakers vom 4. Juni 1989 am Platz des Himmlischen Friedens in der chinesischen Wirklichkeit nach.


Am Morgen des 5. Juni 1989 stellt sich ein Mann im weißen Hemd in Peking einer Panzerkolonne der chinesischen Armee entgegen.

Liao Yiwu schreibt über den bisher nicht identifizierten Mann, der sich allein, mit Einkaufstüten in den Händen, einem Konvoi von Panzern der Volksbefreiungsarmee in den Weg gestellt hat und damit zu einer Ikone des Widerstands wurde. Er gibt dem Unbekannten auf dem Platz einen Namen und nennt ihn Herrn Wang. Was geht in Herrn Wang vor?

Liao Yiwu, der über das Massaker ein Gedicht verfasste und dafür vier Jahre inhaftiert wurde, erzählt von dem Leben seiner Knastbrüder und veröffentlicht erstmals Briefe, die er damals aus dem Gefängnis an seine Frau schrieb, ohne sie je abgeschickt zu haben.

Der Schriftsteller Liao Yiwu schildert sein Land und vor allem die Zeitgeschichte wirklichkeitsnah und packend. Das schmale Buch ist jedoch ein Restprodukt von Texten, die er bisher sonst nicht unterbringen konnte. Wesentlich umfangreicher ist da schon die 2014 erschienene Textsammlung »Die Kugel und das Opium«. Liao Yiwu hat in diesem Werk zahlreiche Interviews aus vielen Jahren intensiver Recherche über die Opfer des Tiananmen-Massakers 4. Juni 1989 zusammengetragen.

Literatur:


Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand
von Liao Yiwu

Die Kugel und das Opium
Die Kugel und das Opium: Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens
von Liao Yiwu