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Samstag, 17. Juni 2023

»Die Lösung« von Bertolt Brecht







»Nach dem Aufstand des 17. Juni 1953
Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, daß das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?«


Bertolt Brecht, »Buckower Elegien«



Weblink:

»Die Lösung« von Bertolt Brecht - www.deutschelyrik.de

Brecht-Gedichtband:

Die Gedichte
Die Gedichte
von Bertolt Brecht

Freitag, 10. Februar 2023

Bertolt Brecht 125. Geburtstag



Bertolt Brecht


Am 10. Februar wäre Bertolt Brecht 120 Jahre alt geworden. Der deutsche Dramatiker, Schriftsteller und Regisseur Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Bertolt Brecht war der einflussreichste deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Brecht war ein Autor mit Weltgeltung - seine Stücke werden bis in die heutige Zeit auf der ganzen Welt gespielt.

Brecht war ostdeutscher Staatsdichter und die westdeutsche Revolutionsikone, politischer Lehrmeister und der philosophischer Skeptiker.


Von 1917 bis 1918 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Naturwissenschaften, Medizin und Literatur. Sein Studium musste er allerdings bereits im Jahr 1918 unterbrechen, da er in einem Augsburger Lazarett als Sanitätssoldat eingesetzt wurde.

Schon als Schüler provozierte der junge Berthold mit seinen Texten, als junger Dramaturg feierte er bei den Münchner Kammerspielen seinen ersten Erfolg mit dem Drama "Trommeln in der Nacht", das ihm den Kleist-Preis einbrachte (1922). Doch den jungen Brecht zog es nach Berlin.

1921 bemerke er lakonisch: "Ich beobachte, daß ich anfange, ein Klassiker zu werden." Doch sein Werk bewahrte ihn vor der "durchschlagenden Wirkungslosigkeit eines Klassikers", wie es Max Frisch einmal ironisch formulierte.



Das epische Theater lag ihm am Herzen, sollte es doch nach Ansicht von Bertolt Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.

"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden,
ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt,
sondern danach, ob es sie zu ändern vermag."


Bertolt Brecht
Ausgewählte Werke in sechs Bänden:
Ausgewählte Werke in sechs Bänden



Bertolt Brechts Werke gehören heute zum Kanon der Weltliteratur. Seine »Dreigroschenoper« ist das weltweit wohl populärste deutsche Theaterstück des Zwanzigsten Jahrhunderts. Schon nach seiner Uraufführung im Berlin des Jahres 1928 pfiffen die krisengebeutelten Berliner auf der Straße die Melodien von Kurt Weill, die »Moritat von Mackie Messer« oder das »Lied der Seeräuber Jenny«.

1933 verließ Brecht mit seiner Familie und Freunden Berlin und flüchtete über Prag, Wien und Zürich nach Dänemark, später nach Schweden, Finnland und in die USA. Neben Dramen schrieb Brecht auch Beiträge für mehrere Emigrantenzeitschriften in Prag, Paris und Amsterdam. 1948 kehrte er aus dem Exil nach Berlin zurück, wo er bis zu seinem Tod als Autor und Regisseur tätig war.

Bertolt Brecht starb am 14. August 1956 an den Folgen eines Herzinfarktes und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin begraben.Er fand seine letzte Ruhesstätte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Weblinks:

Bertolt Brecht-Biografie

-

Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Bertolt Brecht-Zitate

-

Zitate-Portal - www.die-zitate.de



Blog-Artikel Bertolt Brecht:

Brechts episches Theater - Literatenwelt-Blog - http://literatenwelt.blogspot.com


Brechthaus in Augsburg - Museumswelt-Blog - http://museums-welt.blogspot.com

Sonntag, 12. Juli 2020

»Heilige Johanna der Schlachthöfe« von Bertolt Brecht

»Heiligen Johanna der Schlachthöfe«


Der Fleich-Skandal bei Tönnies & Co. macht die menschenunwürdigen Zustände in der Fleischindustrie offenbar - ein Thema, welches sich Bertolt Brecht 1930 gewidmet hat. Der führende Unternehmer der Fleischindustrie Pierpont Mauler trägt in der Frage sozialer Ungerechtigkeit deutliche Züge von Clemens Tönnies.

Die »Heilige Johanna der Schlachthöfe«, kurz »Heilige Johanna« genannt, ist ein episches Theaterstück von Bertolt Brecht und seinen Mitautoren Elisabeth Hauptmann und Emil Burri aus dem Jahr 1930.

Johanna Dark, ein Heilsarmeesoldat, sieht die von den Fleischfabriken ausgesperrten und hungernden Arbeiter und stößt auf der Suche nach den Gründen der Aussperrung auf den Fleischkönig Pierpont Mauler. Vergeblich versucht er, Johanna für seine Sache zu gewinnen. Johanna, schließlich auch von den Armen verstoßen, geht auf den Schlachthöfen zugrunde.

Heiligen Johanna der Schlachthöfe
Das Theaterstück erzählt die Geschichte der Johanna Dark, die den ausgesperrten Arbeitern auf den Schlachthöfen Chicagos den Glauben an Gott näherbringen will. Angesichts des Elends versucht sie, den führenden Unternehmer der Fleischindustrie, Mauler, zu überreden, die Fleischfabriken wieder zu eröffnen, gerät dabei aber immer tiefer in den Strudel wirtschaftlicher Machenschaften der Fleischbosse. Schließlich begibt sie sich aus Protest zu den auf den stillgelegten Fleischhöfen im Schnee ausharrenden Arbeitern und wird Zeugin von Versuchen der Arbeiter, sich gegen die Bosse durch einen Generalstreik zur Wehr zu setzen. Als diese ihr eine wichtige Nachricht anvertrauen, unterschlägt sie diese aus Angst, gewalttätige Auseinandersetzungen zu verursachen. Dadurch scheitert der Streik. Am Ende erkennt die sterbende Johanna, dass ihre Hoffnung auf Gott und Verhandlungen mit den Kapitalisten gescheitert sind und daß sie den Arbeitern, denen sie helfen wollte, nur geschadet hat.


Bertolt Brecht zeigt in der »Heiligen Johanna der Schlachthöfe« eine große Börsenspekulation in Fleisch und Vieh auf dem Hin­tergrund einer Überproduktionskrise. Er verlegt die Handlung auf die Viehhöfe und an die Fleischbörse Chicagos, wo infolge des weit entwickelten Kapitalismus die Widersprüche der Gesellschaft besonders deutlich werden.


Das Stück greift verschiedene Themen auf. Mit Johannas Scheitern demonstriert Brecht die Vergeblichkeit sozialer Kompromisse in der Krise und die negative Wirkung religiöser Organisationen, die nur den Reichen und Mächtigen dienen. Weiterhin zeigt er den aus marxistischer Sicht typischen Verlauf von Krisen des Kapitals, die Monopolbildung und weitere Schlechterstellung der Arbeiter zur Folge haben.

Brechts Theaterstück ist eine Parabel auf die schlechten Zustände in der amerikanischen Fleischwirtschaft.
In diesem Theaterstück werden »verwickelte Vorgänge« durchschaubar gemacht. Ihre Gesetzmäßigkeit ist dargestellt und als Mittel benutzt, die Vorgänge zu bewegen.


Literatur:

Heiligen Johanna der Schlachthöfe

Heiligen Johanna der Schlachthöfe von Bertolt Brecht


Blog-Artikel:

Bedauerliche Zustände in der Fleischindustrie - Torpedo-Blog

Mittwoch, 14. Februar 2018

Bertolt Brechts Dreigroschenroman

Dreigroschenoper Plakat

Am 31. August 1928 wurde im Berliner Theater am Schiffbauerdamm die »Dreigroschenoper« uraufgeführt. Die »Dreigroschenoper« ist ein Theaterstück von Bertolt Brecht nach der Vorlage der »Beggar's Opera« von John Gay - untermalt mit der Musik des Komponisten Kurt Weill.

Das Stück ist Gangster-Romantik und Gesellschaftskritik zugleich. Es geht auch um fundamentale Kapitalismuskritik: um die Ausbeutung des Menschen, um das Elend auf der Straße, um Menschen, die täglich um ihr Leben kämpfen müssen und dabei der Kriminalität von Gangstern ausgesetzt sind.

„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" - Der »Dreigroschenoper« gelang es, die weltweiten sozialen und ökonomischen Zerfallsprozesse des Zwanzigsten Jahrhunderts exemplarisch und dabei bitterböse unterhaltsam in Szene zu setzen.

"Es muß etwas Neues geschehen", ruft Brechts Jonathan Peachum, Chef einer Bettlermafia, dem Publikum zu. Warum? Hier werden die Regeln des Marktes neu definiert, hier wird das Elend der Menschen zur Ware für wenige und das Verbrechen zum alternativen Geschäftsmodell erklärt.

Die beiden Kriminellen, Peachum und Mackie Messer, betreiben ihr Geschäft wie gewiefte Unternehmer. Peachum schickt sein Bettlerheer auf Beutezug und kassiert ab. Als Mackie mit seiner Tochter durchbrennt, verrät Peachum ihn an die Polizei. Doch Mackie nutzt seinen Charme bei den Frauen, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.


Er ist der neue Mensch, er bewegt sich in der Welt des wirtschaftlichen und moralischen Verfalls, wo jeder jeden ans Messer liefert, wie ein Fisch im Wasser. Die Krise ist seine eigentliche Heimat. Das Stück beruht auf der Vorstellung, daß der Bettler kein Bürger und der Bürger kein Bettler ist.

Die »Dreigroschenoper« beschreibt die Unzulänglichkeiten des Lebens. Es ist eine Skizze für die korrupte Gesellschaft, in der die Moral nach dem Fressen kommt. In der heutigen Zeit hat sich nicht viel verändert, daher ist es ein zeitloses Stück. Das Stück könnte heutzutage in der Politik, Verwaltung oder in der Wirtschaft spielen. Die Korruption tritt in Abständen immer wieder zutage.


Brecht

Brechts Dreigroschenroman ist heue noch überaus aktuell. Das liegt an der Gesellschaftskritik des Romans. Er zeigt, wie eine Wirtschaftsform, die alle Bereiche der Gesellschaft ihrem Diktum der Profitmaximierung unterwirft, durch ständigen Formwandel überlebt. Während sie die natürlichen und gesellschaftlichen Grundlagen menschlicher Existenz zerstört, produziert sie gleichzeitig immer neue Mythen und Ideologien, die die Ursachen dieses Zerstörungswerkes verbrämen.

Weblink:

Bertolt Brechts Dreigroschenroman oder: Kapitalismus als Roman - www.nachdenkseiten.de


SZ-Quiz:

Autor Bertolt Brecht

Quiz Wie gut kennen Sie Bertolt Brecht?

Dienstag, 16. August 2016

Brechts episches Theater


Bertolt Brecht gilt als einflussreicher deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er hat das epische Theater begründet, das den Zuschauer eher zum distanzierten Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Der Begriff „episches Theater“ wird heute meist ausschließlich auf die Werke und Inszenierungstechniken Brechts und – mit Abstrichen – Piscators bezogen, obwohl es im 20. Jahrhundert zahlreiche Dramatiker gab, die epische Elemente einsetzten. Brecht hat das Konzept des epischen Theaters stetig weiterentwickelt und den Bedürfnissen seiner Inszenierungspraxis angepasst.

Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.

Brechts episches Theater zielt nicht auf Moral, sondern auf eher auf Erkenntnis. Es ist daher nicht moralisierend, sondern erkenntisfördernd. Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.


Brecht wollte ein analytisches Theater, das den Zuschauer eher zum distanzierten Nachdenken und Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Zu diesem Zweck „verfremdete“ und desillusionierte er das Spiel absichtlich, um es als Schauspiel gegenüber dem wirklichen Leben erkennbar zu machen. Brecht nannte dies den „Verfremdungseffekt“.

Schauspieler sollten analysieren und synthetisieren, das heißt, von außen an eine Rolle herangehen, um dann ganz bewusst so zu handeln, wie es die Figur getan hätte. Diese Neukonzeption des Theaters, ursprünglich „episches Theater“, nannte er später „dialektisches Theater“, da ein Widerspruch zwischen Unterhaltung und Lernen entstehen soll, der die Illusion des „emotionalen Hineingezogenwerdens“ beim Publikum zerstören will.

"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden,
ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt,
sondern danach, ob es sie zu ändern vermag."


Bertolt Brecht

Das epische Theater Brechts und Piscators ist politisch engagiert. Das enge Korsett der traditionellen Dramatik wird gesprengt, weil beide komplexe politische Verhältnisse darstellen wollten. Das epische Theater ist marxistisch orientiert, will gegen Ausbeutung und Krieg wirken, sich einsetzen für eine sozialistische Veränderung der Gesellschaft.



„Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden,
dass es nicht nur darauf ankommt,
die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“

Bertolt Brecht



Brecht vertrat die Auffassung der Dialektik vom Menschen als Produkt der Verhältnisse und glaubte an dessen Fähigkeit, diese zu verändern: „Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden, dass es nicht nur darauf ankommt, die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“ Damit bezieht er sich auf die zentrale Schlussfolgerung der marxschen „Thesen über Feuerbach“.

Das epische Theater Brechts steht im Gegensatz sowohl zur Lehre Stanislawskis als auch zu der des method acting (methodische Schauspielkunst) von Lee Strasberg, die größtmögliche Realitätsnähe anstrebten und vom Schauspieler verlangten, sich in die Rolle hineinzuversetzen. Die wichtigsten Elemente des Epischen Theaters waren im Werk Brechts jedoch bereits vor dessen Begegnung mit dem Marxismus ausgebildet.



Brecht-Werke:


Ausgewählte Werke in sechs Bänden
von Bertolt Brecht


Weblinks:

Bertolt Brecht-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Bertolt Brecht-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Samstag, 13. August 2016

»Buckower Elegien« von Bertolt Brecht

Buckower Elegien

Irgendwo, weit im Osten Brandenburgs, hatte - zu unseligen DDR-Zeiten ostzonaler Anfangsjahre - Bertolt Brecht sein Häuschen, "Das kleine Haus unter Bäumen am See." In Buckow in der Märkischen Schweiz. Dort schrieb Brecht im Sommer 1953 die dreiundzwanzig Gedichte, die als "Buckower Elegien" später ihre Zusammenfassung und Veröffentlichung fanden. .

Bertolt Brecht schrieb die »Buckower Elegien« im Jahr 1953 in Buckow am Scharmützelsee. Hier in der Idylle der Märkischen Schweiz fand er die Ruhe, um ungestört arbeiten zu können. Brecht hatte sich zurückgezogen, keine Dramen mehr, keine Theaterarbeit, nur noch Gedichte - kurze Gedichte. Die Buckower Elegien, immer als Reaktion auf den 17. Juni 1953 verstanden, sind die letzte Gedichtsammlung Brechts.

In diesem späten Gedichtzyklus klingen neben den einfachen Schönheiten der Natur („Später, im Herbst / Hausen in den Silberpappeln große Schwärme von Krähen“) auch tagespolitische Themen, wie der Volksaufstand vom 17. Juni („Wäre es da / Nicht doch einfacher, die Regierung / Löste das Volk auf und / Wählte ein anderes?“) an.


"Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
Mit Ungeduld?"


Die Buckower Elegien, immer als Reaktion auf den 17. Juni 1953 verstanden, sind die letzte Gedichtsammlung Brechts. Bedeutend sind sie vor allem wegen ihrer komprimierten Konzeption und ihrem allegorischen Charakter. Wie zum Beispiel "Der Radwechsel"(oben) oder dieses:

"In der Frühe
Sind die Tannen kupfern.
So sah ich sie
vor einem halben Jahrhundert
vor zwei Weltkriegen
mit jungen Augen."


Am schönsten empfinde ich gerade bei diesen Gedichten die ungereimten Verse. Sie sagen so viel mehr und ihre Melodie ergibt sich bei jedem Gedicht, am Schluss, rückwirkend, auch immer wieder, wenn man sie noch mal liest.

Der schmale Insel-Band - eine Nachauflage aus dem Jahre 1964 - bringt neben den „Buckower Elegien“ auch die „Gedichte im Exil“. Die beiden Gedichtsammlungen hatte Brecht selbst zusammengestellt. Die „Gedichte im Exil“ waren erstmals 1939 in Kopenhagen erschienen. Neben Beobachtungen zur politischen Lage in Deutschland verarbeitete Brecht hier auch seinen Alltag in Dänemark, wohin er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme geflohen war.

Literatur:


Buckower Elegien
von Bertolt Brecht

Freitag, 12. August 2016

»Die Ballade vom Wasserrad« von Bertolt Brecht



1
Von den Großen dieser Erde
melden uns die Heldenlieder:
Steigend auf so wie Gestirne
gehn sie wie Gestirne nieder.
Das klingt tröstlich, und man muss es wissen.
Nur: für uns, die sie ernähren müssen
ist das leider immer ziemlich gleich gewesen.
Aufstieg oder Fall: Wer trägt die Spesen?

Freilich dreht das Rad sich immer weiter
dass, was oben ist, nicht oben bleibt.
Aber für das Wasser unten heißt das leider
nur: Dass es das Rad halt ewig treibt.

2
Ach, wir hatten viele Herren
hatten Tiger und Hyänen
hatten Adler, hatten Schweine
doch wir nährten den und jenen.
Ob sie besser waren oder schlimmer:
Ach, der Stiefel glich dem Stiefel immer
und uns trat er. Ihr versteht: Ich meine
dass wir keine andern Herren brauchen, sondern keine!

Freilich dreht das Rad sich immer weiter
dass, was oben ist, nicht oben bleibt.
Aber für das Wasser unten heißt das leider
nur: Dass es das Rad halt ewig treibt.

3
Und sie schlagen sich die Köpfe
blutig, raufend um die Beute
nennen andre gierige Tröpfe
und sich selber gute Leute.
Unaufhörlich sehn wir sie einander grollen
und bekämpfen. Einzig und alleinig
wenn wir sie nicht mehr ernähren wollen
sind sie sich auf einmal völlig einig.

Denn dann dreht das Rad sich nicht mehr weiter
und das heitre Spiel, es unterbleibt
wenn das Wasser endlich mit befreiter
Stärke seine eigne Sach betreibt.


»Die Ballade vom Wasserrad« von Bertolt Brecht


Weblink:

»Die Ballade vom Wasserrad« von Bertolt Brecht - www.deutschelyrik.de

Brecht-Gedichtband:

Die Gedichte
Die Gedichte
von Bertolt Brecht

Samstag, 21. November 2015

»Baal« von Bertolt Brecht


Mit dem Titel »Baal« spielt Brecht auf den semitischen Fruchtbarkeitsgott an.
Baal ist eine Gottheit, ein ursprünglich in Syrien verehrter kanaanäischer Wetter- und Fruchtbarkeitsgott.

Eingeleitet wird das Stück in seiner zweiten Fassung von einem blasphemischen Choral, der die Baal-Figur mythisch anhebt.

Baal ist jung, Baal ist hungrig, er verbrennt in Zerrissenheit und der Sucht nach Aufstand, Umbruch, Kontroverse. Ein Schlagabtausch zwischen absoluter Betäubung und übermächtiger Lebendigkeit. Baals absoluter Lebensgier fallen nicht nur Frauen, Mäzene, Kritiker, Bewunderer und sein bester Freund zum Opfer, am Ende trifft es Baal selbst.


Bertolt Brecht verfasste sein erstes großes Bühnenstück 1918 als Gegenentwurf zu Hanns Johsts Drama »Der Einsame«. Er richtete sich mit dem Stück gegen das Pathos der Expressionisten, gegen dämonisierte Künstlergestalten und den tradierten und von ihm als falsch verstandenen Konflikt zwischen Kunst und Leben.

Zugleich stellt »Baal« eine Personifizierung der Blick- und Verhaltensweisen dar, die Brechts Lyrik zu dieser Zeit kennzeichnen. Brecht hat sich von dem Drama zeit seines Lebens innerlich nicht getrennt. Zwischen 1918 und 1955 verfasste Brecht fünf Versionen des Werkes.

»Baal« entstand lange vor Brechts Konzeption des Epischen Theaters, denn es enthält bereits epische Strukturelemente. Einzelne Elemente in dem Drama weisen hier bereits in Richtung seiner späteren Theater-Theorie.

Eine erste Fassung schrieb der Zwanzigjährige 1918, eine zweite 1919, darauf folgten mehrere weitere Fassungen.

Am 8. Dezember 1923 wurde Bertolt Brechts Drama »Baal« im Leipziger "Alten Theater" unter der Regie von Alwin Kronacher uraufgeführt. Das Stück löste einen Skandal aus und wurde auf Intervention des Oberbürgermeisters sofort wieder abgesetzt.

Brecht



Weblink:

Baal - Theaterkritik - www.schauspiel-leipzig.de

Rezension:


Baal Rezension von Joachim Weiser

Rezension:

»Baal« von Bertolt Brecht - Rezension - literatur-rezensionen.blogspot.de

Sonntag, 8. Dezember 2013

1923 Uraufführung von Brechts "Baal"


Am 8. Dezember 1923 wurde Bertolt Brechts Drama "Baal" im Leipziger "Alten Theater" unter der Regie von Alwin Kronacher uraufgeführt. Das Stück löste einen Skandal aus und wurde auf Intervention des Oberbürgermeisters sofort wieder abgesetzt.

Mit dem Titel "Baal" spielt Brecht auf den semitischen Fruchtbarkeitsgott an. Einleitet wird das Stück in seiner zweiten Fassung von einem blasphemischen Choral, der die Baal-Figur mythisch anhebt.

Baal ist jung, Baal ist hungrig, er verbrennt in Zerrissenheit und der Sucht nach Aufstand, Umbruch, Kontroverse. Ein Schlagabtausch zwischen absoluter Betäubung und übermächtiger Lebendigkeit. Baals absoluter Lebensgier fallen nicht nur Frauen, Mäzene, Kritiker, Bewunderer und sein bester Freund zum Opfer, am Ende trifft es Baal selbst.


Bertolt Brecht verfasste sein erstes großes Bühnenstück 1918 als Gegenentwurf zu Hanns Johsts Drama "Der Einsame". Er richtete sich mit dem Stück gegen das Pathos der Expressionisten, gegen dämonisierte Künstlergestalten und den tradierten und von ihm als falsch verstandenen Konflikt zwischen Kunst und Leben.

Zugleich stellt "Baal" eine Personifizierung der Blick- und Verhaltensweisen dar, die Brechts Lyrik zu dieser Zeit kennzeichnen. Brecht hat sich von dem Drama zeit seines Lebens innerlich nicht getrennt. Zwischen 1918 und 1955 verfasste Brecht fünf Versionen des Werkes.

"Baal" entstand lange vor Brechts Konzeption des Epischen Theaters,denn es enthält bereits epische Strukturelemente. Einzelne Elemente in dem Drama weisen hier bereits in Richtung seiner späteren Theater-Theorie.

Weblink:

Baal - Theaterkritik - www.schauspiel-leipzig.de

Rezension:



Baal Rezension
von Joachim Weiser

Sonntag, 10. November 2013

"Arturo Ui" von Bertolt Brecht 1958 uraufgeführt

Unter der Regie von Peter Palitzsch wurde "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" am 10.11.1958 in Stuttgart uraufgeführt. Palitzsch war seit 1950 Mitarbeiter von Brecht am Berliner Ensemble, von 1966 bis 1971 Schauspieldirektor in Stuttgart.

Bertolt Brecht schrieb das Stück im März 1941 im finnischen Exil in nur drei Wochen nieder. Seine berühmte Parabel auf den Nationalsozialismus persifliert in der Figur des Gangsterbosses Arturo Ui die Person Adolf Hitlers und die Mechanismen seiner Machtergreifung am Beispiel Chicagos. Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui zeigt den Aufstieg Hitlers zur Macht bis zum Jahre 1938.

Bertolt Brecht schrieb mit dem »Arturo Ui« ein veritables Gangster-Stück und siedelt die Handlung dieses Stücks, das eine Parabel auf den Aufstieg Hitlers ist, in der Chicagoer Unterwelt an. Die Gemüsehändler der Stadt stecken in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Karfiol-Trust zieht den namhaften und als ehrlich bekannten Bürger Dogsborough in dunkle Geschäfte hinein, um durch seine Fürsprache an städtische Gelder zu kommen.

Arturo Ui

Die Nazi-Größen erscheinen als Chicagoer Gangster und Gauner. Der kleine Gauner Arturo Uí bekommt Wind von dieser Sache und nutzt die Situation, um sich an die Spitze des Karfiol-Trusts zu setzen und von dort aus auch die Gemüsehändler anderer Städte unter seine Knute zu zwingen.

Die Nazis als Gauner reden in den glatten Jamben des deutschen klassischen Dramas. Durch die doppelte Verfremdung werden die Ereignisse jener Jahre erkennbar nicht als schicksalhaftes Verhängnis, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse.

Indem er Hitler und seine Kumpane der Lächerlichkeit preisgibt, nimmt Brecht ihnen jenen Zug des Dämonischen, den sie für viele auch heute noch zu besitzen scheinen. Die Parabel stellt klar, daß der Faschismus kein historischer Einzelfall war: Faschismus ist die noch immer mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln.

In den Rezensionen des Stückes findet sich sehr früh der Vergleich zwischen Charlie Chaplins "Der grosse Diktator" und der Figur des einen etwas seltsamen Namen tragenden Arturo Ui. Wohl nicht zu Unrecht, Brecht hatte Chaplin 1941 im Exil kennengelernt.

Weblinks:

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui von Bertolt Brecht

Ausgewählte Werke in sechs Bänden von Bertolt Brecht

Der grosse Diktator von Charlie Chaplin