Freitag, 24. Dezember 2010

Wo ist das Christkind geblieben?

Frank McCourt

Als der große irische Erzähler Frank McCourt sieben Jahre alt war, erzählte ihm seine Mutter eine kleine Weihnachtsgeschichte aus ihrer Kindheit.

In der Josefskirche, nicht weit vom Haus, in dem die kleine Angela mit ihren drei Geschwistern und den Eltern wohnte, hatte der Pfarrer wie jedes Jahr die Weihanchtskrippe aufgebaut. Und da lag das Christkind splitterfasernackt in der Krippe und streckte seine Ärmchen nach der Mutter, der Jungfrau Maria, aus.

Es sah zwar ganz zufrieden aus, aber die kleine Angela lies sich nichts vormachen, denn sie wußte, was frieren hiess und Hunger hatte sich oft genug. So hatte sie großes Mitleid mit dem Christkind und beschloß, ihm zu helfen.

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

"In einem kleinen Dorf in Norwegen bauten Kinder einst einen großen Schneemann. Er hatte einen dicken, kugeligen Bauch, schwarze Kohlenaugen und seine Nase war die schönste Möhre weit und breit. Die Kinder nannten ihn Fritz. Sie besuchten ihn jeden Tag, sangen, tanzten um ihn herum und waren fröhlich.

Schneemann Fritz aber blieb traurig, denn er hatte ein Herz aus Eis. Aus diesem Grunde konnte er weder lachen noch weinen und das Schlimmste war, er konnte nicht lieben.

Das Christkind wartete zu dieser Zeit bereits auf Weihnachten, denn alle Geschenke waren verpackt und mit einer Schleife versehen. Als alles ganz still wurde und nur die Kirchenglocken läuteten, machte sich das Christkind auf zur Erde, um in der heiligen Nacht die Menschen zu beschenken.

Als alle Geschenke verteilt waren, flog das Christkind auch zum Schneemann Fritz, denn es kannte seinen tiefsten Wunsch.

Es küsste ihn auf die Wange und ein Wunder geschah. Im Bauch des Schneemannes begann es zu glühen und sein Herz fing an zu schlagen. Seine Augen leuchteten glücklich, als er seinen Körper ans Christkind schmiegte und eine Freudenträne glitzerte in seinem schneeweißen Gesicht.

Als das Christkind sah, dass der Schneemann vor lauter Glück nicht bemerkte, dass er bereits schmolz, stupste es Schneemann Fritz zum Abschied mit dem Finger gegen sein Herz, blinzelte ihm zu und flüsterte ihm ins Ohr: »Bis zum nächsten Heiligen Abend. Vergiss mich nicht«. Da schmunzelte der Schneemann. Als die Glocke 12 mal schlug, sauste das Christkind zurück in den Himmel.

Im Dorf dagegen gingen die Lichter aus und die Menschen schliefen zufrieden ein. Schneemann Fritz blieb die ganze Zeit wach. Er fing an die Minuten, die Stunden, die Tage zu zählen.

Denn was er nicht wusste, das Christkind hatte ihm mit seinem Kuss Sehnsucht und Hoffnung geschenkt."
(nach Martina Wiemers)

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Der Christabend





Der Christabend

Karl Ludwig Theodor Lieth (1776-1850)


Mit stillem Schweigen sinket herab die heil'ge Nacht,
gar hell und lieblich blinket des Abendsternes Pracht;
als wollte er mich fragen, wer heut geboren ist:
Ich kann es ihm wohl sagen, es ist der heil'ge Christ.
Der Heil'ge kam von oben und war der Kinder Freund,
ihn will ich liebend loben, daß er's so gut gemeint,
voll Milde und Erbarmen, mit Vaterlieb' und Lust,
trug er sie auf den Armen, drückt er sie an die Brust.
Wohl nicht in Menschenweise wohnt er auf Erden mehr,
nur unsichtbar und leise noch wandelt er umher;
er suchet seine Kleinen und sucht von Haus zu Haus,
und wo sie fromm erscheinen, da geht er ein und aus.
Ich will zur Ruh' mich legen, und betend schlaf' ich ein!
Ich träum' von seinen Segen und möchte bei ihm sein.
Möchte ihm mich dankend neigen, dem lieben, heil'gen Christ,
der in der Weihnacht Schweigen so nah den Kindern ist.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Umberto Eco über Medienpopulismus

Umberto Eco

Der Semiotiker und Philosoph Umberto Eco sprach neulich in der FAZ, ziemlich resigniert, von der Unumgänglichkeit des "Phänomens Berlusconi". Man müsse erkennen, unabhängig von dessen fragwürdiger Facon, dass bald überall das Zukunftsphänomen "Medienpopulismus" herrschen werde.

Eco nahm damit seine Parteilichkeit gegen Berlusconi zurück, nicht weil er sie nicht mehr verträte, sondern um darauf aufmerksam zu machen, dass Berlusconi keine Person, sondern eine Verpackung darstelle. Diese mediale und populistische Form der Präsentation von Politik sei ein untrügliches Zeichen künftiger Politik, das man bald von jeder Seite gebruachen werde.

Von altlinks bis altrechts, von grün bis liberal. Und in der Tat, wir sehen sie dich schon alle am Werk, in dieselbe Richtung marschierend. Gerd Schröder versuchte den Berlusconi zu geben, auf seine Art, mit den Logos von Zigarre, Audi-S-Klasse, Borussia Dortmund und Brionianzügen. Westerwelle versucht es seit langem, als stimmkräftiger Sunnyboy, er ist nur weniger begabt als Gerd und Joschka. Guido wird wohl abstürzen, seine bekennende Art von Homosexualität ist wohl zu defensiv und überzeugt nicht genügend.

Neuerdings probiert es Guttenberg mit dem Medienpopulismus, er scheint Erfolg zu haben damit. Ihm verzeiht man bereits alles. Kurz: Berlusconi ist überall. Er ist ein Dieter Bohlen der europäischen Politik.



Das abenteuerliche Leben des Santa Claus


Hierzulande hat sich längst herumgesprochen, dass in Amerika nicht der Weihnachtsmann den Kindern die Geschenke bringt und nicht das Christkind, und dass diese ihn Santa Claus nennen.

Dieser hat viele eigenartige Gewohnheiten und wenn man über ihn nachdenkt, stellen sich viele Fragen. Aber wer ist dieser Santa Claus eigentlich, wo wohnt er und wie kam er zu seinem Namen? Und warum reist er mit einem Schlitten, den Rentiere durch die Lüfte ziehen und wieso können die überhaupt fliegen?

Der Weihnachtsmann oder Das abenteuerliche Leben des Santa Claus

Lyman Frank Baum, der Schöpfer des Klassikers »Der Zauberers von Oz«, hat sich darüber auch Gedanken gemacht und schon Anfang des letzten Jahrhunderts diese abenteuerliche Märchen erzählt, das die vielen Geschichten und Mythen rund um Weihnachten mit einer eigenen Variante bereichtert.

Dieses Märchenbuch mit seinen gesammelten abenteuerlichen Weihnachtsgechichten ist ein Vorlesespass für die ganze Familie.

Freitag, 10. Dezember 2010

»Kafka: Die Jahre der Erkenntnis« von Reiner Stach

Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis

»Kafka: Die Jahre der Erkenntnis« ist eine gelungene und hoch gelobte Biografie über Franz Kafka. Das Werk zeigt seinen letzten Lebensabschnitt als Biographie in deutscher Sprache und liefert zugleich ein Panorama seiner Zeit, so nah am Zeitgeschehen, als wäre man selbst dabei.

Dieser hoch gelobte Band im Rahmen eines auf drei Bände angelegten Werkes behandelt die Jahre von 1916 bis zu Kafkas Tod 1924 ― eine Zeit, in der Kafkas vertraute Welt unterging, politisch ebenso wie physisch.
Er war nun deutscher Jude mit tschechischem Pass, und er litt an einer Krankheit, welche die seit Jahren erträumte literarische Existenz unmöglich machte. Beides steigerte seine Hellsicht: Für Kafka wurden es die Jahre der Erkenntnis.

Reiner Stach beschreibt Kafka deutlich als einen Mann, dem die Liebe über alles geht und zum bestimmenden Prinzip wird. Das Schreiben hilft ihm das Lieben zu ertragen. In dem Punkt ist Kafka der schreibende Zwilling van Goghs. Es ist bestimmt kein Zufall, daß diese beiden Menschen, die aus der Not der Liebe ihre Kunst geschaffen haben, heute als die größten Seelen in ihrem Metier gelten.

Was Franz Kafka an Literatur geschrieben hat, ist einzigartig und der Begriff "kafkaesk" trifft seine Ausnahmestellung. Doch in seinem eigenen Leben ist sein Lieben viel bedeutender als sein Schreiben. Das hat auch damit zu tun, daß sein Genie so lange nur von wenigen erkannt wurde. Was wohl auch gut war: denn was wäre aus Kafkas Kunst geworden, wenn sie, so wie heutzutage üblich medial breitgetreten worden wäre?

Reiner Stach schafft es in diesem Buch, wie auch schon im letzten, Intimität zu erzeugen. Genau das ist auch Kafkas Botschaft. Intimität verbindet sowohl Liebe als auch Kunst mit Seele und erst durch diese Verbindung wird das persönliche zum allgemeinen.

Die auf drei Bände groß angelegte Kafka-Biographie von Reiner Stach übt eine sogartige Wirkung aus. Vor allem die szenische Vergegenwärtigung, die bisweilen an die Erzählformen des Films erinnert, führt sehr nahe an Kafkas private Existenz und eröffnet zugleich das Panorama seiner Zeit.

Weblink:

Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
Kafka: Die Jahre der Erkenntnis
von Reiner Stach