Samstag, 1. März 2008

»Das Dekameron« von Giovanni Boccaccio


Die Novellensammlung »Das Dekameron« von Giovanni Boccaccio ist in der Edition »Fischer Klassik« neu erschienen.

Italien im Jahr 1348: Während in Florenz die Pest wütet, flieht eine Gruppe junger Leute auf ein toskanisches Landgut und erzählt sich an zehn Tagen genau 100 Geschichten über die Liebe. Einfacher kann die Grundidee eines Buches kaum sein, und vor allem seine Einfachheit hat Boccaccios ›Dekameron‹, diese Feier des Lebens und der Liebe, zu einem Meisterwerk europäischer Erzählkunst gemacht, das Unterhaltungsliteratur im besten Sinn des Wortes ist.

Giovanni Boccaccio, 1313 in Certaldo bei Florenz geboren, am 21.12. 1375 dort auf seinem Landgut gestorben. Als unehelicher Sohn eines Florentiner Kaufmanns und einer adeligen Französin verbrachte Boccaccio seine Kindheit in Florenz. Mit zehn Jahren schrieb er erste Gedichte. Er studierte Jura, lebte in Neapel, dann als Notar und Richter in Florenz. Freundschaft mit Petrarca. Reisen nach Rom, Padua, Avignon, Neapel. Sein weltberühmtes Hauptwerk das "Decameron" übte einen entscheidenden Einfluß auf die italienische Kunstprosa aus.

Literatur:

Das Dekameron
Das Dekameron Fischer Klassik
von Giovanni Boccaccio



Samstag, 9. Februar 2008

»Ein liebender Mann« von Martin Walser

Ein liebender Mann
Ein liebender Mann

Der 1927 geborene Walser widmet sich seit einiger Zeit noch intensiver als sonst dem Phänomen des Alterns. Walser hat sich mit einer amour fou einen passenden Stoff für sein furioses Alterswerk zurechtgelegt.

»Ein liebender Mann« von Martin Walser ist ein Buch über die Liebe und das Leben mit einem berühmten älteren Herren als Hauptdarsteller. Er handelt Tag und Nacht mit der Aussichtslosigkeit: Martin Walsers neuer Roman über Goethes letzte Liebe.

Martin Walser erzählt die Geschichte einer unmöglichen Liebe: aufwühlend, zart und leidenschaftlich zugleich. Ein bemerkenswert feiner und anrührender Roman, voller Glück und Verzweiflung.

Liebe und Leidenschaft – darunter tut es der Autor Marin Walser nun einmal nicht. Und doch kreisen sie beide nur wie Trabanten um das unverrückbare Zentrum seines Schreibens, den Mann in all seinen Höhen und Tiefen.

Selbstredend steht in diesen Texten die komplexe Mann-Frau-Thematik immer im Vordergrund. Gleichzeitig aber holt Walser sämtliche verfügbaren philosophischen, theologischen, gesellschaftspolitischen Implikationen mit in die Sätze hinein.

Im Schreiben konzentriert sich die ganze Lebens- und Welterschöpfungs-Gier –  in weiten rhetorischen Schwüngen, in sinnlich anmutenden Nebensatz-Verwicklungen und Wortfindungs-Steigerungen.

Was bei Martin Walser sogleich entzückt, ist die Anmut seiner Schilderung. Man lässt sich bezaubert ein auf Liebes-Passion, Dichter-Gescheitheit, lebendigstes Zeitkolorit. Da übertrifft Walser, sprachmächtig, nicht nur sich selbst, sondern auch so manche berühmte Goethe-Schilderung der deutschen Literatur.

Verglichen mit Walsers inspirierter Darstellung wirkt sogar Thomas Manns (freilich grandios endender) »Lotte in Weimar«-Roman in den Anfangskapiteln ein wenig manieriert, umständlich ironisch; imponiert Wolfgang Hildesheimers Goethe-Vergegenwärtigung in der fiktiven »Marbot«-Biographie nur als eine meisterhafte Imitation.




Weblink:

Ein liebender MannEin liebender Mann von Martin Walser

Samstag, 5. Januar 2008

Samuel Becketts »Warten auf Godot« vor 55 Jahren uraufgeführt

Wohl kein anderer Titel eines Theaterstück ist so sprichwörtlich geworden wie derjenige des Jahrhundertstücks »Warten auf Godot«. Heute vor 55 Jahren fand in Paris die Uraufführung von Samuel Becketts Tragikomödie statt und begründete sowohl den Weltruhm ihres Autors als auch den Durchbruch des »absurden Theaters«.

Wer Becketts Stück noch nie gesehen hat – so könnte man böse formulieren – hat nichts verpaßt. Denn es passiert: (fast) nichts. Aber wer wollte das einem Stück vorwerfen, das in seinem Titel durchaus nichts verheimlicht. Denn »Warten auf Godot« kreist genau um dieses eine Thema, nämlich das Warten. Daß dieses Warten der beiden Landstreicher Wladimir und Estragon – die im Niemandsland an einer Landstraße miteinander reden, debattieren und streiten – nicht von Erfolg gekrönt sein wird, ist im Grunde von Anfang an klar.


Wovon handelt »Warten auf Godot«?
Von Godot? Vom Warten?
Handelt es nicht im wesentlichen
von der Abwesenheit aller Hoffnung?



Denn das Stück handelt ja eben nicht von Godot, von dem letztlich nicht einmal klar ist, ob es ihn überhaupt gibt, sondern es erzählt von seiner Abwesenheit. Oder, so könnte man noch grundsätzlicher feststellen: "Warten auf Godot« erzählt von der Abwesenheit allen Sinns und aller Hoffnung. Die Sinnlosigkeit des Daseins, das ist – ganz dem existentialistisch-avantgardistischen Zeitgeist der Pariser Intellektuellen entsprechend – das unausgesprochene Hauptthema des Stücks. Denn da finden sich zwei Landstreicher neben einem Baum wieder und an ihrer trostlosen Situation ändern auch der vorbeikommende Pozzo, der seinen Diener Lucky herumkommandiert, nichts.

Warten  auf Godot

Zweifel, ob ihr Handeln – das ja eben im Warten besteht – Sinn hat, begleitet Wladimir und Estragon das ganze Stück, dessen belanglos-surrealen Dialoge die grenzenlose Absurdität der Situation illustrieren und das Premierenpublikum irritiert zurückließ.

Fünf Jahre hatte es gedauert, daß Becketts bekanntestes Drama aufgeführt wurde. 1948 hatte er es geschrieben, aber erst der junge Regisseur Roger Blin inszenierte es am 5. Januar 1953 im kleinen Pariser »Théâtre de Babylone«. Verstanden habe er es zwar nicht – so gab der Regisseur Blin später zu Protokoll – aber es sei ihm sympathisch
gewesen.



Auf Anerkennung musste Samuel Beckett lange warten. Jahrelang suchte er für »Murphy« einen Verlag. »Warten auf Godot« kam erst fünf Jahre, nachdem es geschrieben wurde, auf die Bühne. Scheitern ist immer sein Thema geblieben.